Guten Tag, guten Nachmittag und guten Abend!

Es spricht Comandanta Esther, dies ist der Beitrag des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees - Generalkommando der EZLN zur Gesprächsrunde "Frauen und Zapatismus".

Intellektuelle, berufstätige und studierende Schwestern und Frauen. Wir möchten allen, die uns in diesem Augenblick zuhören, unsere Worte als Zapatisten mitteilen. Wir möchten sie bitten, sich zu organisieren, um gemeinsam als Frauen zu kämpfen. Verlassen Sie sich nicht auf Ihre Studien und den Beruf, den sie haben, denn auch wenn Sie ein Studium abgeschlossen und einen Beruf haben, werden sie ausgebeutet, weil Sie einen Chef haben. Sie können Ihre Arbeit nicht frei ausüben, denn wenn Sie diese Arbeit behalten wollen, müssen Sie zu Konformisten werden. Es reicht nicht zu wissen wie man schreibt, wenn Sie nicht vollkommen die Rechte erhalten haben, die Sie als Frauen verdienen.

Wenn Sie Schwangerschaftsurlaub nehmen, werden Ihnen nur ein paar Monate zugestanden, denn Sie müssen Ihre Arbeit erfüllen, auch wenn Sie sich noch nicht wohlfühlen. Sie kümmern sich nicht um Sie, denn wenn Sie die Arbeit nicht erfüllen, werden Sie entlassen. Sie werden dann arbeitslos, und haben so kein Recht auf Arbeit. Sie haben auch kein Anrecht auf kostenlose ärztliche Versorgung, denn sie achten nicht darauf, ob Sie geheilt sind. Sie haben kein Anrecht auf kostenlose Schulbildung. Sie haben kein Anrecht auf eine würdige Unterkunft. Sie müssen das wenige Geld, das Sie verdienen, für die Miete bezahlen um überleben zu können. Sie müssen Ihre Medikamente, Ihre Nahrungsmittel und die Schulbildung Ihrer Kinder bezahlen.

Für die schlechte Regierung zählen wir Frauen überhaupt nicht. Wir zählen nicht, aber Sie werden trotzdem ausgenutzt, ohne daß Sie es merken. Nur weil es keine andere Art zu leben gibt, ertragen Sie alle Ungerechtigkeiten. Deshalb rufen wir Sie alle auf sich zu organisieren, um alle gemeinsam als Frauen zu kämpfen. Um die Rechte, die uns zustehen zu verteidigen, die lauten: Recht auf Schulbildung, auf ärztliche Versorgung, das Recht auf Freiheit, auf Ernährung, das Recht auf Land und Unterkunft, um ein besseres Leben zu führen. Denn wenn wir nichts tun, welche Zukunft werden unsere Kinder dann haben?

Wir zapatistische Frauen fingen an uns zu organisieren, weil wir sahen, daß wir von unseren eigenen Vätern, Brüdern und Ehemännern nicht berücksichtigt wurden. Und noch viel weniger von der Regierung, denn sie belehrt ja die Männer. Als Frauen leiden wir unter Erniedrigung und Verachtung. Wir haben kein Anrecht auf eine Schulbildung, auf ärztliche Versorgung oder Unterkunft. Wir haben kein Recht auf Ausdrucksfreiheit. Wir haben kein Recht auf Land.

Deshalb haben wir uns entschlossen, uns zu organisieren und die Waffen zu ergreifen, damit die schlechte Regierung so zur Kenntnis nimmt, daß wir als Frauen doch zählen, und so die Rechte anerkennt, die uns zustehen.

Um das alles zu erreichen, ist mehr Organisation, mehr Beteiligung, mehr Pflichterfüllung nötig, aber wir sind festentschlossen das zu erreichen, denn wir wissen, daß wir nur so das erhalten werden was uns zusteht. Denn wenn wir es nicht tun, wird es niemand für uns tun.

Deshalb sagen wir Ihnen: kämpfen wir gemeinsam, vereinen wir unsere Kräfte. Geben Sie sich nicht mit dem wenigen Geld zufrieden, das Sie verdienen, denn das wird die Lage der Frau nicht lösen.

aus den Bergen des mexikanischen Südostens
für das CCRI-CG der EZLN, zum 20. und 10. Jahrestag
Comandanta Esther

Vielen Dank!