Aufruf der Sechsten Kommission der EZLN
Compas, Und zuallererst stehen unsere Compañer@s, die in den ersten Tagen des Mai 2006 bei der grausamen Repression gegen die Einwohner von San Salvador Atenco unrechtmäßig verhaftet wurden. Während einige freigelassen wurden, bleiben andere weiterhin zu Unrecht gefangen, darunter Compañero Ignacio del Valle von der Volksfront zur Verteidigung des Landes. Und wir heben ihn nicht etwa hervor, weil wir die anderen vergessen haben oder ignorieren, sondern weil sein Fall die Ungerechtigkeit am besten versinnbildlicht, die in diesem leidenden Mexiko Gesetz und Institution ist. Da ihr im Großen und Ganzen ja bereits wisst, was passiert ist, wollten wir jetzt darüber sprechen, was wir unternehmen wollen, als Zapatisten und zusammen mit anderen Compas, die keine Zapatisten sind, die aber zur Anderen Kampagne gehören, also Compañeras, Compañeros and Compañeroas. Seit den ersten Tagen, nachdem unsere Compañer@s von der Anderen Kampagne und der Volksfront zur Verteidigung des Landes von der Bundesregierung (damals wie heute die Nationale Aktionspartei PAN) und dem Bundesstaat Mexico (die PRI) als Geisel genommen und unrechtmäßig eingesperrt worden sind, haben eine kleine Gruppe vom Männer und Frauen von der Anderen Kampagne vor dem Gefängnis von Santiaguito ein Protestlager aufgeschlagen. Seit damals, mit Beharrlichkeit und ohne irgendeine Anerkennung, wurde dieses Protestlager kontinuierlich aufrechterhalten, zunächst vor dem Santiaguito Gefängnis, und später, als unsere Gefangenen verlegt wurden, vor dem Gefängnis Molino de las Flores (ebenfalls im Bundesstaat Mexico). Ihre Forderung ist und war die gleiche, die wir alle in der Anderen Kampagne stellen: Freiheit und Gerechtgkeit für Atenco. Aber es geht noch weiter. Während diesen mehr als zwei Jahren und unter abträglichen Bedingungen hat dieses Protestlager unsere Gefangenen und ihre Familien begleitet, ihnen gezeigt, dass sie nicht alleine waren und sind, dass wir sie nicht vergessen haben. In diesen mehr als als zwei Jahren wurden dutzende unserer Compas Gefangenen freigelassen. Wir denken, dass dies den Mobilisierungen zu verdanken ist, die in Mexiko und auf der ganzen Welt veranstaltet worden sind, der engagierten Arbeit ihrer gesetzlichen Verteidiger, sowie der Hartnäckigkeit dieser kleinen Gruppe von Compañer@s, die ohne irgendeine Aufmerksamkeit seitens der Medien (jedoch mit beträchtlicher Aufmerksamkeit seitens der Bundes-, Staats-, und Bezirkspolizei, die sie unaufhörlich belästigt und bedroht haben), Tag und Nacht den Ruf nach Freiheit und Gerechtigkeit für Atenco erhoben haben. Natürlich haben sich in diesen mehr als zwei Jahren einige von ihnen zurückgezogen oder haben ihre Stellung im Protestlager geräumt. Aber es gibt weiterhin einen Kern, der konstant geblieben ist, und dieser Kern ist es, der unsere Gefangenen wissen lässt, dass unsere Bewegung sie nicht vergessen und aufgegeben hat. Wie sie alle wissen, hat diese tragische Farce, die sich Mexikanische Gerichtsbarkeit nennt, ein neues und empörendes Urteil gegen unsere Compas in Molino de las Flores und dem Hochsicherheitsgefängnis La Palma (Almoyola) im Bundesstaat Mexico, ausgesprochen, und damit ein weiteres Kettenglied in der bereits langen Kette von Ungerechtigkeiten eingefügt, die unsere Compañer@s niederdrückt. Die EZLN hat Kontakt zu den Compañer@s aufgenommen, die das Protestlager weiterhin aufrechterhalten, zu einigen Gruppen, Kollektiven und Organisationen, die der Sechsten Erklärung angehören, und zu einigen freigelassenen Gefangenen. Unser Ziel war und ist, die Nationale und Internationale Kampagne für Freiheit und Gerechtigkeit für Atenco neu zu lancieren und eine ständige Brücke zu unseren Compas aufrechtzuerhalten, die weiterhin gefangen sind, damit sie fühlen und wissen, dass wir sie nicht vergessen haben. Wir sprechen also nicht nur von ein paar Aktionen, so flüchtig wie die Zeilen, die diesem Unrecht von einigen Wenigen gewidmet wurden, sondern von etwas Dauerhaftem, konstant und beständig. Unter anderem, und infolge dieser Kontakte und Besprechungen unter uns, sind verschiedene Personen, Gruppen, Kollektive und Organisationen der Anderen Kampagne übereingekommen, zur VERSTÄRKUNG, IN QUALITÄT UND QUANTITÄT, DES PROTESTLAGERS VOR MOLINES DE FLORES, UND DESSEN VERWANDLUNG IN EINEN RAUM DER ZUSAMMENKUNFT FÜR DIE ANDERE KAMPAGNE, SOWIE ZUM AUFRUF, NATIONAL UND INTERNATIONAL, ZUR ERNEUERUNG DER KAMPAGNE FÜR DIE FREILASSUNG UNSERER GEFANGENEN. Wir schlagen vor, die Teilnahme am Protestlager zu rotieren, zur Förderung und Beteiligung an den politisch-kulturellen Aktivitäten in diesem Raum, und die Kontakte wieder aufzunehmen, die in Mexiko und auf der ganzen Welt erzielt worden sind, um neue Aktivitäten mit der Forderung nach Gerechtigkeit zu koordinieren. Mit dem Nationalen Netzwerk gegen Repression und für Solidarität (das grundsätzlich aus Personen, Gruppen, Kollektiven und Organisationen der Anderen Kampagne besteht), mit der Nationalen Unabhängigen Vereinigung Linker Volksorganisationen (UNOPII), und mit der Vereinigung der Arbeiter und Sozialisten (UNIOS), und mit verschiedenen Libertären Gruppen und Kollektiven, so wie mit den Compañeras und Compañeros, die die Sechste Kommission der EZLN in der Anderen Kampagne unterstützt haben, haben wir uns auf einen Kalender der Teilnahme und Aktivitäten geeinigt, die am 16. September 2008 beginnen sollen, am dritten Jahrestag unserer Bewegung. Aus diesem Grund schreiben wir euch. Um euch einzuladen, sich dem Protestlager vor Molino de las Flores anzuschließen und an den Aktivitäten zu beteiligen, die dort stattfinden, in euren eigenen Gruppen, Kollektiven und Organisationen, und den lokalen, regionalen und staatsweiten Arbeitseinheiten der Anderen Kampagne Aktionen vorzuschlagen und auszuführen, um Freiheit und Gerechtigkeit für Atenco zu fordern. Compañeroas, Compañeras, und Compañeros, Das ist alles, Compañeros, Compañeras und Compañeroas. Vale. Salud, und auf dass die Anderen ihre Existenz von neuem bestätigen mögen! FREIHEIT UND GERECHTIGKEIT FÜR ATENCO aus den Bergen des mexikanischen Südostens Subcomandante Insurgente Marcos |