Comunicado der EZLN 6. Juli 2016 Compañeroas der Sexta:
Nein, Schwestern und Brüder Künstler*innen. Für uns Zapatistas sind die Künste eine Hoffnung der Menschheit, keine militante Zelle. Wir denken, dass in diesen schwierigsten Momenten, mit der meisten Desillusion und Ohnmacht, einzig die Künste in der Lage sind, die Menschlichkeit zu feiern. Für uns Zapatistas, sind Sie, zusammen mit den Wissenschaftler*innen, so wichtig, dass wir uns kein Morgen ohne Ihre Arbeit vorstellen können. Aber das wird Thema irgendeines späteren Briefes sein. Was wir nun möchten, ist eine Schuld mit Ihnen einzulösen. Denn seit dem 15. Juni 2016, der Frist für die Registrierung, haben wir einen Bericht vorbereitet, um Ihnen den Stand des Festivals CompArte mitzuteilen. Leider hat sich die nationale Situation angespannt (aufgrund der Verantwortungslosigkeit des Jungen mit der Streichholzschachtel, der in der SEP [Anmk.: Secretaría de Educación Pública, entspricht dem deutschen Kulturministerium] dient) und wir haben es aufgeschoben, bis die Entscheidung getroffen wurde, die wir Ihnen schon mitgeteilt haben. Wie auch immer ist es gut, wenn Sie über den Stand des CompArte Bescheid wissen. Hier in aller Kürze: Es haben sich 1127 nationale Künstler*innen registriert und 318 aus anderen Ländern. Die nationalen Künstler*innen kommen aus: Aguascalientes Die Künstler*innen anderer Länder sind aus: EUROPA AMERIKA ASIEN AFRIKA OZEANIEN Der älteste teilnehmende Künstler ist ein Singer-Songwriter, der auf die 80 Jahre zugeht, obwohl er viel jünger wirkt (nichts zu danken Oscar), dessen Lieder, die die volkstümliche Kultur und musikalischen Parodien retten (die nur von der Wirklichkeit übertroffen werden), immer noch in den zapatistischen Bergen erklingen und, vielleicht, auch an den Orten, wo die Lehrer*innenschaft Widerstand leistet. Die jüngsten teilnehmenden Künstler*inen sind: ein Junge von sechs Jahren, der Son Jarocho mit dem Altepee-Kollektiv tanzt; der Kinderchor von Huitepec, zwischen drei und elf Jahren; ein Mädchen von zehn Jahren, die den cajón de tapeo [Anmk.: eine Holzbox, auf der getrommelt wird, Ursprung Südmexiko] in der Band Mixanteña de Santa Cecilia spielt; und ein Mädchen von zehn Jahren, das Klavier spielt.
Darstellende Künste: Plastische Künste (oder visuelle): Audiovisuelles: Musik: Weitere Aktivitäten: Soll das CompArte stattfinden? Diese Frage muss von Ihnen beantwortet werden. Und auch das Wie, das Wann und die üblichen Etceteras. Wir denken, wenn Sie in der Lage sind die Welt mit ihrer Arbeit in Erstaunen zu versetzen, dann können Sie sich organisieren, um die Menschlichkeit angesichts der Maschine zu feiern. Wir Zapatistas haben unsere Teilnahme ausgesetzt (nicht abgesagt). Wir denken, glauben, haben die Hoffnung, dass der Tag kommen wird, an dem wir es tun können. Vielleicht, wir wissen es nicht, zum Jahrestag des Nationalen Indigenen Kongresses. Aber wir wollen nichts versprechen, denn was ist, wenn ...
Aber, da wir gerade beim Thema sind, informieren wir Sie auch darüber, wie unser künstlerischer Beitrag aussieht. Gut, vielleicht erzählen wir Ihnen dieses: Der Kommandant Tacho erzählte uns, in mehr oder weniger Worten: "Es gibt einen Compa, der ein Lied gemacht hat, bzw. der es vollständig gemacht hat, also den Text und die Musik. Und in seinem Dorf wurde eine Band gegründet. Als es dann zur Auswahl im Caracol La Realidad kam, also wo wir alles von den Dörfern gesehen haben und ausgewählt wurde, wer nach Oventik geht, hörte ich sein Lied, das den Widerstand zum Thema hat. Und nun, Sup, dieser Compa war noch ein Baby als wir uns 1994 erhoben und er erklärt mit seinem Lied den Widerstand besser als ich. So gut, dass ich nicht weiß, ob ich ihm aplaudiere oder mein Heft raushole, um Notizen zu machen." Kommandant Zebedo erzählt uns auch: "Ein Compa näherte sich mir und sagte, dass die Situation schlimm sei, dass er glaube, dass man es vielleicht nicht durchführen wird, da sie die Lehrer sehr angreifen. Aber, dass er zufrieden ist, denn, sagt er, ich wusste nicht, dass ich singen kann, jetzt weiß ich es kann und sogar meine eigenen Lieder machen, in denen ich erzähle, wie unsere Art ist, Zapatistas zu sein. Auch wenn es kein Festival geben wird, bin ich zufrieden. Außerdem, vielleicht klappt es jetzt nicht, aber bald sieht es vielleicht ganz anders aus." Und wen Sie, Künstler*innen, Compas der Sexta, versuchen, sich vorzustellen, wie die zapatistischen künstlerischen Beteiligungen aussehen, geben wir Ihnen hier ein Video. Vielleicht zeigen wir demnächst noch mehr, oder Fotos, denn dafür [Anmk.: das Hochladen des Videos] haben wir mit dem Internet gekämpft. Der Tanz wurde von einem Kollektiv der Zone Los Altos, im Caracol Oventik, kreiert. Wir wissen nicht, ob man Tanz oder Choreografie dazu sagt, aber es wird Widerstand genannt und die Musik ist eine Mischung aus dem Stück von Mc Lokoter, "Esta tierra que me vio nacer [Das Land in dem ich geboren wurde]", und ein Stück einer spanischen Ska-Band, die SKA-P heißt, "El Vals del Obrero [Arbeiterwalzer]". Die Bedeutung des Tanzes erklärt die Lehrerin der ceremoña [dt. etwa: Zeremonienmeisterin]. Das Video wurde produziert von den "Los Tercios Compas" in einer Präsentation für die Auswahl für Oventik, vor mehr als 2 Monaten (das heißt, wir wissen es nicht, da wir nicht vorbereitet sind). So das. Al brincolínnnnnn [´Attacke"]! https://vimeo.com/173987786 Nun gut, da wir wieder zu Atem gekommen sind, berichten wir Ihnen, so detailliert wie möglich, über die materielle Unterstützung die wir, als Zeichen der Solidarität, des Respekts und Bewunderung, der Lehrer*innenschaft im Widerstand, in verschiedenen Teilen von Chiapas, Mexiko, geben werden. Aber zuerst ... Es sollten Künstler*innen der Tojolabales, Zoques, Mames, Choles, Tzeltales, Tzotziles und mestizische der fünf Caracoles teilnehmen, sowie Zuhörer*innen der zapatistischen Unterstützungsbasis: Caracol Roberto Barrios (nördliche Zone Chiapas): 254 Künstler*innen und 80 Zuschauer*- und Höhrer*innen Caracol La Realidad (Selvazone Chiapas): 221 Künstler*innen und 179 Zuschauer*innen und Höhrer*innen Caracol La Garrucha (Selvazone Tzeltal): 311 Künstler*innen und 99 Zuschauer*innen und Höhrer*innen Caracol Morelia (Tzotz Choj-Zone): 276 Künstler*innen und 88 Zuschauer*innen und Höhrer*innen Caracol Oventik (Zone Los Altos Chiapas):757 Künstler*innen und 1120 Zuschauer*innen und Höhrer*innen Insgesamt: 1819 Künstler*innen und 1566 Zuschauer*innen und Höhrer*innen; 3385 Männer, Frauen, Kinder und Alte der zapatistischen Unterstüzungsbasis.
Die Ressourcen für die zapatistischen Künstler*innen variierten je nach Caracol, denn an einigen Orten bekommt man die Sachen teurer oder günstiger. Aber die durchschnittlichen Ausgaben für die Verpflegung waren $ 12.08 Pesos pro zapatistische*n Künstler*in pro Tag. Alles was für unsere Teilnahme gesammelt wurde, in den fünf Caracoles, beläuft sich auf die Summe von $ 290,000.00 Pesos (Zweihundertneunzigtausend Pesos). Natürlich vor der nächsten Abwertung ... ähm, ja, entschuldigung, keine Spoiler. Woher kam das Geld? Aus der Registrierung in der INE [Anmk.: Nationales Wahlinstitut]? Aus dem Programm PROSPERA [Anmk.: soziales Hilfsprogramm]? Dem organisierten oder unorganisierten Verbrechen - das heißt der schlechten Regierung? Von einer NGO? Von einer fremden Macht, interessiert daran, die Kunst zu fördern, um die "Ruhe" in Mexiko zu destabilisieren? Nein, Compas, die Einnahmen kommen aus der Arbeit der Produktionskollektive der Dörfer, Regionen und Zonen, sowie der MAREZ [Anmk.: Autonome Zapatistische Munizipe] und der Räte der Guten Regierung. Das heißt, es ist sauberes Geld, erwirtschaftet wie es die riesige Mehrheit der Bevölkerung Mexikos und der Welt tut: durch Arbeit. Ist es viel oder wenig? Nun ja, der durchschnittliche Lebensmittelkonsum eine*r/s zapatistischen Künstler*in , zum Beispiel in Roberto Barrios, während der sieben Tage, die unsere Teilnahme dauern sollte, beträgt: 171g Bohnen Gut, was wird nun damit geschehen? Was wird der Lehrer*innenschaft im Widerstand gespendet? Die zapatistische Solidarität. Die Compas organisieren sich in jedem Caracol um die Unterstützung wie folgt zu übergeben. Das Caracol La Realidad wird der Lehrer*innenschaft im Widerstand folgendes liefern: 570kg Bohnen Eine Kommission des Caracols La Realidad wird dies der Lehrer*innenschaft im Widerstand in Comitán, Chiapas geben, und zwar am 9. Juli 2016 gegen ... na ja, solange sie brauchen um anzukommen. Das Caracol Roberto Barrios wird liefern: 400kg Bohnen Eine Kommission des Caracols Roberto Barrios wird dies der Lehrer*innenschaft im Widerstand in Playas de Catazajá, Chiapas, am 8. Juli 2016 übergeben. Es war schon eine Kommission dort und hat sich mit der Lehrer*innenschaft wegen der Lieferung verständigt. Das Caracol La Garrucha wird liefern: 300kg Bohnen Eine Kommission des Caracols La Garrucha wird dies der Lehrer*innenschaft im Widerstand in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, am 9. Juli 2016 übergeben. Das Caracol Morelia wird liefern: 1.004kg nicht-transgenen Mais Das Caracol Oventik wird liefern: 114.584 Tostadas (ca. 300 Kilo) Eine Kommission der Caracols Morelia und Oventik wird dies der Lehrer*innenschaft im Widerstand in Tuxtla Gutiérrez, Chiapas, am 10. Juli 2016 übergeben. Die Tostadas werden wir nicht alle ausliefern, denn es sind sehr viele, und sie würden verschimmeln. Besser zunächst einen guten Teil und später einen weiteren Teil. Insgesamt werden die fünf Caracoles 10 Tonnen Lebensmittel im Wert von ungefähr 290.000 mexikanischer Pesos übergeben. Nun denn, Compas der Sexta, Künstler*innen und Lehrer*innenschaft im Widerstand, so sieht es aus. Nun, wenn Sie uns Zapatistas fragen, was wir darüber denken, ob Sie kommen oder nicht kommen sollen, sagen wir Ihnen klar: Kommen Sie! Chiapas ist wunderschön. Und nun ist es noch schöner mit dem Lehrer*innen-Widerstand, der auf den Wegen, den Straßen und Gemeinden gedeiht. Fragen Sie sich, ob Sie, wenn sie schon einmal da sind, einen Abstecher in die Caracoles machen können? Natürlich können Sie. Aber man wird Sie am Eingang fragen: "Waren sie schon bei der Lehrer*innenschaft im Widerstand?". Aus den Bergen des mexikanischen Südostens, Subcomandante Insurgente Moisés
|