Erklärung nach dem Ersten Weltfestival des Widerstandes und der Rebellionen gegen den Kapitalismus
Durch unsere Rebellion wird eine neue Welt entstehen

3. Jänner 2015

An alle Menschen auf dieser Welt!


Wir erheben unsere Stimme aus Chiapas in Mexiko, um uns an die Frauen und Männer von unten, vom Land und aus der Stadt, in Mexiko und auf der ganzen Welt, an alle, die wir Widerstände und Rebellionen gegen den alles zerstörenden neoliberalen Kapitalismus säen, zu richten.

Wir versammelten uns an folgenden Orten und Terminen: Am 21., 22. und 23. Dezember in der ñahtó-Comunidad von San Francisco Xochicuautla, Bundesland Mexiko, am 22. und 23. Dezember in der nahua -Comunidad von Amilcingo, Morelos; am 24., 25. und 26. Dezember, in den Räumlichkeiten des Frente Popular Francisco Villa Independiente, in Mexiko Stadt; am 28. und 29. Dezember in der Comunidad von Monclova, Campeche; am 31. Dezember und 1. Jänner im zapatistischen Caracol von Oventic, Chiapas; am 2. und 3. Jänner im CIDECI in San Cristóbal de las Casas, Chiapas. Wir versammelten uns, um uns auszutauschen, aber das ist nicht nur ein Gedankenaustausch, sondern ein Lernen voneinander und ein gemeinsames Aufbauen.

In diesem Gedankenaustausch spürten wir einen Schmerz, der der unsere ist und eine Wut, die die unsere ist, wegen des Verschwindens der und der Morde an den Studenten der Normal Rural Raul Isidro Burgos von Ayotzinapa, Guerrero. Dieses Verbrechen ist das Spiegelbild der Todespolitik, welche die schlechten Regierungen und die Kapitalisten überall in diesem Land und auf der Welt betreiben. Sie, die uns fehlen, sind unsere Verschwundenen und wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bevor wir sie nicht gefunden haben, wir, die wir der Nationalen und Internationalen Sexta angehören, dem Nationalen Indigenen Kongress und der nationalen zapatistischen Befreiungsarmee.

Die Kapitalisten und ihre Handlanger, die schlechten Regierungen, haben im Herzen der einzelnen Menschen, die wir sind, sowie im kollektiven Herzen, das wir alle sind, eine große Zerstörung angerichtet. Wir, die Völker, Väter und Mütter der Jugendlichen, die sie uns entrissen haben, und die solidarischen Organisationen sind entschlossen, Leben zu schaffen, wo die Mächtigen Trauer und Tod gesät haben.

In unseren indigenen Comunidades erleiden wir den Ansturm des kapitalistischen Systems durch das Blut und den Schmerz unserer Kinder. Diese Kinder sind die einzig mögliche Zukunft für diesen Planeten, der Erde heisst, auf dem wir trotz Entfernungen und der verschiedenen Farben, die wir sind und als die wir existieren, der Überzeugung sind, dass diese Erde unsere Mutter ist und dass sie lebt. Damit es weiterhin so sein kann, ist Gerechtigkeit eine Forderung, die wir erschaffen wollen, und zwar mit unseren Aktionen und Überzeugungen. Wir, die wir zur Welt von unten gehören, wir, die nicht regieren wollen, sondern unseren Weg beschreiten, indem wir etwas aufbauen.

Von den Ozeanen, Stränden, Bergen, vom Land bis zu den Städten errichten und wiedererrichten wir. Wir machen das zusammen mit den Versammlungen der Alten, den Organisationenen und den Kollektiven, welche unterschiedliche autonome Vorgehensweisen haben, sich zu organisieren und zu solidarisieren. Sie sind fähig, diese kapitalistische Zerstörung aufzuhalten, die weder Völker noch Farben unterscheidet und in ihrer chronischen Blindheit nur das anerkennt, was diese Zerstörung vorantreibt. Wir meinen damit die Kriege, ungerechte Märkte und unverhältnismäßige Gewinne für einige wenige. All das sind Werte, die den Originalvölkern fremd sind und den althergebrachten Übereinkommen mit unserer Mutter Erde widersprechen, Übereinkommen, welche dem Leben auf dieser Welt einen Sinn geben, welche uns die Freiheit geben und uns würdig machen, würdig zu leben und das Leben zu verteidigen.

Aber den Kapitalist*innen, die behaupten, dass sie regieren, aber in Wirklichkeit nur beherrschen, verwalten und ausbeuten, ist eine Grenze gesetzt, ein großes Hindernis. Und zwar die Würde der Menschen, einer Familie, eines Kollektivs, einer Gesellschaft, die sie im Innersten verletzt haben, denen sie ein Stück ihres Herzens herausgerissen und ermordet haben. Damit haben sie eine Explosion der Rebellion ausgelöst. Diese Rebellion hat das Weltfestival der Widerstände und Rebellionen gegen den Kapitalismus mit dem Titel "Wo die von oben zerstören, widmen sich die von unten dem Wiederaufbau" beleuchtet. Denn wir sind unten, von unten verstehen wir die Welt, von unten schützen wir sie, unten schauen wir uns gegenseitig an. Und von hier aus nehmen wir wieder unser Schicksal in die Hand, von dem wir glaubten, dass es uns gehört, bis zu dem Moment, als die Mächtigen es uns entrissen haben. Und erst dann haben wir erkannt, dass wir das, was wirklich uns gehört, errichten und wiedererrichten können, nachdem es vom Kapitalismus zerstört wurde.

Der Schmerz der Familienangehörigen der ermordeten und verschwundenen Studenten der escuela normal rural Raul Isidro Burgos, der sich in würdige Wut verwandelte, ist auch der Schmerz, der auch uns kidnappte und zum Verschwinden brachte. Wir werden daher nicht aufhören zu kämpfen, bis wir sie finden werden, zusammen mit dem Bruder und der Schwester, die ermordet wurden, verschwunden gemacht, gefoltert, ausgebeutet, verachtet oder beraubt wurden, ganz egal auf welchem Punkt dieser wilden kapitalistischen Geographie, irgendwo auf der Welt, in jedem Gefängnis auf dieser Welt.

Die Wege der Völker dieser Welt, sei es auf dem Land oder in der Stadt, haben ihre eigene Richtung und sie gehen auf den Spuren, die ihnen ihre Ahnen hinterlassen haben. Es sind Wege, die sich teilen, wiederfinden und mit unseren Wegen kreuzen, bis wir dann eine gemeinsame Richtung finden werden, der durch die würdige Rebellion markiert wird, die so viele Sprachen spricht und so viele Farben hat, wie sie in der Natur vorkommen und mit kleinen Mustern gewebt wird, um das zu errichten, was wir sein müssen.

Daher, liebe Brüder und Schwestern dieser schmerzenden Welt, die aber durch die Rebellion, die uns nährt, fröhlich wird, wir laden euch ein, weiterzuschreiten, mit kleinem, aber festem Schritt! Wir laden euch ein, dass wir als Sexta, die wir sind, uns weiterhin treffen, uns austauschen, aufbauen und lernen, eine Organisation von unten und links zu flechten. Nur durch unsere Rebellion und unseren Widerstand wird der Tod des Kapitalismus geboren werden, und es wird eine neue Welt für alle entstehen.

Nationaler Indigener Kongress
Nationale Zpatistische Befreiungsarmee
Sexta International
Sexta National

San Cristóbal de las Casas, Mexiko

übersetzt von: Christine, RedmycZ