Kommunique des CCRI-CG - Intergalaktische Kommission der EZLN
Compañeras und Compañeros, Hier ist erneut unser Wort. Dies ist, was wir sehen, dies ist, was wir wahrnehmen. Dies ist, was an unser Gehör gelangt, an unser dunkles Herz dringt. I. Dort oben beabsichtigen sie, ihre Geschichte zu wiederholen. Sie wollen uns ihren Kalender des Todes aufzwingen, ihre Geografie der Zerstörung. Wenn sie uns unserer Wurzeln nicht berauben können, vernichten sie sie. Die Arbeit rauben sie uns, die Kraft. Unsere Welten, die Erde, ihr Wasser und ihre Schätze, menschenlos machen sie sie, leblos. Die Städte verfolgen und verstoßen uns. Die Felder sterben, und wir sterben. Und die Lüge wird zu Regierungen und der Raub zur Waffe für ihre Armeen und Polizeikräfte. In dieser Welt sind wir Illegale, Undokumentierte, Unerwünschte. Verfolgte sind wir. Frauen, Jugendliche, Kinder, Alte, sterben im Tod und sterben im Leben. Und dort oben predigen sie für das Unten die Resignation, die Niederlage, das Nachgeben, das Preisgeben. Hier unten bleibt uns gar nichts. Nichts als Wut. Nichts als Würde. Es gibt kein Gehör für unseren Schmerz, wenn nicht von denjenigen, die sind wie wir. Wir sind niemand. Wir sind alleine und haben nur unsere Würde und unsere Wut. Wut und Würde sind unsere Brücken, unsere Sprachen. Hören wir uns also zu, lernen wir uns kennen. Damit unser Mut wächst und Hoffnung keimt. Damit die Würde erneut zur Wurzel wird und eine andere Welt entsteht. Wir haben sie gesehen und gehört. Klein ist unsere Stimme, um Echo zu sein für dieses Wort, unser Blick ist klein für so viel und so würdige Wut. Uns zu sehen, zu erblicken, miteinander zu sprechen, uns zu hören, das ist erforderlich. Wir sind anders, andere, das Andere. Wenn die Welt keinen Platz hat für uns, müssen wir eben eine neue Welt errichten. Nur mit unserer Wut als Werkzeug, nur mit unserer Würde als Baustoff. Es ist erforderlich, uns wieder zu finden, uns kennen zu lernen. Es ist erforderlich zu tun, was erforderlich ist... II Drei Jahre nach der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald hat die EZLN eine kollektive Betrachtung angestellt, genährt von dem weiten Horizont, den unsere Compañer@s von der Anderen Kampagne in Mexiko und der Zezta International auf der ganzen Welt uns geschenkt haben. In Mexiko und auf den fünf Kontinenten haben wir das gefunden, was wir nur erahnt hatten, als wir unseren sechsten Schritt begonnen haben: Es gibt eine andere Welt, es gibt einen anderen Weg. Wenn die Katastrophe, die sich anbahnt, vermieden werden kann und die Menschheit eine neue Chance erhält, dann wird es an diesen Andern liegen, die unten und links nicht nur Widerstand leisten, sondern auch dabei sind, den Umriss einer anderen Sache zu skizzieren. Von etwas, das sich von dem, was oben geschieht, unterscheidet. In der unmöglichen Geometrie der politischen Macht verteilen sich die Fundamentalismen gleichmäßig: die Rechten werden ultrarechts und die institutionellen Linken rücken zur unmöglichen gebildeten Rechten. Jene, die sich in der progressiven Presse darüber beklagen, dass die Fanatiker von der Konkurrenzpresse ihren Anführer zensieren, verzerren und verleumden, zensieren, verzerren und verleumden ihrerseits, und schweigen sich über jede andere Bewegung aus, die sich dem Diktat des Oberhaupts nicht unterworfen hat, und ohne Scheu verteilen sie Verurteilungen und Absolutionen zum Takt einer sinnlosen Medienwirksamkeit. Aber all dies ist nur ein schwaches Abbild dessen, was in der Politik vor sich geht. Der Überdruss vor dem Zynismus und der Inkompetenz der traditionellen politischen Klassen, ist in Wut umgeschlagen. Manchmal folgt diese Wut auf die Hoffnung nach einem Wechsel den gleichen Wegen wie immer und trifft auf die Desillusionierung, die lähmt, oder auf die willkürliche Gewalt, die überwältigt. Der aufgewühlte und brutale Norden wendet sich wieder dem Altbewährten zu. Wenn er nicht gerade Wahlbetrüge fördert (wie in Mexiko), promoviert, schürt und finanziert er Staatsstreiche (wie in Bolivien und Venezuela). Die Auflagen der Hegemonismen und Homogenisierungen weltweit bringen in vielen Ländern, Regionen und kleinen Ortschaften zugleich die Zauberlehrlinge hervor, die eine unmögliche geschichtliche Rückkehr zu einer Vergangenheit versuchen, in der Fanatismus Gesetz war und Dogma Wissenschaft. Überdrüssig von so viel Gier beginnt der Planet, die unbezahlbare Rechenschaft für seine Zerstörung zu fordern. Aber auch die "Naturkatastrophen" richten sich nach Klassen, und ihre Verheerungen sind am meisten bei jenen zu spüren, die nichts haben und niemand sind. Angesichts dessen kennt die Dummheit der Macht keine Grenzen: Millionen und Abermillionen Dollar werden in die Herstellung neuer Waffen und der Errichtung weiterer Militärbasen gesteckt. Die Macht des Kapitals ist nicht daran interessiert Lehrer, Ärzte oder Ingeneure heranzubilden, nur Soldaten. Sie bereitet keine Erbauer vor, nur weitere Zerstörer. Und jene, die sich dem widersetzen, werden verfolgt, eingesperrt, ermordet. In Mexiko werden Campesinos ins Gefängnis geworfen, weil sie ihr Land verteidigen (San Salvador Atenco); in Italien warden alle als Terroristen verfolgt und behandelt, die sich der Einrichtung von Militärbasen widersetzen; im Frankreich der "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" gelten Menschen nur dann als frei, gleich und brüderlich, wenn die Papiere das vorschreiben; in Griechenland ist Jugend ein Laster, das es auszumerzen gilt; wieder in Mexiko, aber diesmal in der gleichnamigen Stadt, werden die Jugendlichen kriminalisiert und ermordet, und nichts wird deswegen unternommen, weil sie nicht auf der Agenda stehen, die oben von beiden Seiten diktiert wird, während eine legitime Volksbefragung in eine peinliche Handwäsche für einen mörderischen Staatschef verwandelt wird; im Spanien der modernen Europäischen Union werden Zeitungsverlage geschlossen und eine ganze Sprache kriminalisiert, Euskara, im Glauben, dass mit der Tötung des Wortes auch diejenigen getötet werden, die es erheben; im so nahen Asien werden die Forderungen der Landarbeiter mit gepanzerten Vernunftlosigkeiten beantwortet; in den hochmütigen Vereinigten Staaten, geboren aus dem Blut von Einwanderern, werden alle anderen Farben, die hier arbeiten, verfolgt und ermordet; in dem langen Schmerz, der Lateinamerika heißt, wird das braune Blut, das sie erhält, verachtet und erniedrigt; in der widerspenstigen Karibik muss ein Volk, das kubanische, neben den Verheerungen einer Naturkatastrophe auch jene einer imperialistischen Blockade hinnehmen, die nichts weiter ist, als ein ungestraftes Verbrechen. In allen Ecken der Geografie der Welt und in allen Tagen ihrer Kalendarien, werden jene, die arbeiten, jene, die die Dinge am Laufen halten, beraubt, verachtet, ausgebeutet und unterdrückt. Aber es kommt auch vor, oftmals, so oft, dass uns das Lächeln überkommt, dass die Wut ihre eigenen Wege sucht, neue, andere. Und das "Nein", das erhoben wird, leistet nicht nur Widerstand, sondern fängt auch an vorzuschlagen, vorgeschlagen zu werden. Seit unserem ersten öffentlichen Erscheinen vor nunmehr 15 Jahren, haben wir stets danach gestrebt, zu einer Brücke zu werden, auf der die verschiedenen Rebellionen von einer Seite zur nächsten gelangen können. Zuweilen ist uns das gelungen, zuweilen nicht. Heute sehen und fühlen wir nicht nur den rebellischen Widerstand, der uns brüderlich und solidarisch entgegengebracht wird und unsere Schritte ermutigt. Es gibt heute etwas, das es früher nicht gab oder das wir damals nicht wahrgenommen haben. Es gibt eine kreative Wut. Eine Wut, die bereits mit allen Farben der Wege von unten und links auf den fünf Kontinenten malt... III Aus diesem Grund und im Rahmen der Veranstaltungen zum Anlass des 25. Jahrestags der Entstehung der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, von 15 Jahren seit Anbeginn des Krieges gegen das Verbrechen, des fünften Jahres der Räte der Guten Regierung und des dritten Jahres der Anderen Kampagne und der Zezta International, laden die Männer, Frauen, Kinder und Alte der EZLN alle Rebellen Mexikos und der Welt ein, zur Feier des ERSTEN WELTWEITEN FESTIVALS DER WÜRDIGEN WUT Mit dem Thema: Gefeiert wird an den folgenden Orten und Tagen: Im CARACOL VON OVENTIK, CHIAPAS, Sitz der Junta der Guten Regierung "Zentrales Hert der Zapatisten vor der Welt", am 31. Dezember 2008 und am 1. Januar 2009. In SAN CRISTÓBAL DE LAS CASAS, CHIAPAS, am 2., 3. und 4. Januar 2009, im LOCAL DEL CIDECI, auf dem Camino Real de San Juan Chamula s/n, Colonia Nueva Maravilla. Einige der Subthemen des Festivals sind: Das Festival "EINE ANDERE WELT, EIN ANDERER WEG: UNTEN UND LINKS", wird folgende Grundzüge tragen: Das ist zunächst alles. FREIHEIT UND GERECHTIGKEIT FÜR ATENCO Aus den Bergen des mexikanischen Südostens, für das CCRI-CG der EZLN, |