Worte der Comandanta Everilda im Namen des CCRI-CGi der EZLN
Der Kapitalismus fühlt den Schmerz nicht

14. Oktober 2017, Guadalupe Tepeyac


Guten Morgen, guten Tag, guten Abend Compañeras und Compañeros des Indigenen Regierungsrates (CIG) und seine Sprecherin María de Jesús Patricio Martínez, Nationaler Indígena Kongress (CNI) und alle zapatistische Unterstützungsbasen, alle Juntas de Buen Gobierno [dt.: Räte der Guten Regierung] und Autonome Rebellische Zapatistische Landkreise!

Schwestern und Brüder, und alle die uns heute hier und in verschiedenen Teilen Mexikos und der Welt begleiten, entsprechend ihrer Geografie.
Durch meine Stimme spricht die Stimme der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung – Generalkommandantur.

Compañeros und Compañeras, Schwestern und Brüder!

Die Situation, die wir pueblos originarios [Anm.: wörtlich "ursprüngliche Völker", Selbstzuschreibung] und Bauern auf dem Land und in der Stadt, in Mexiko und der Welt, erleben, wird jedes Mal schlimmer, seit 23 Jahren halten die Ausbeutung, die Demütigung, die Verachtung, das Vergessen, die Ausgrenzung und der Tod an.
Die Grausamkeit der schlechten Regierungen dieses Landes, in Komplizenschaft mit den neoliberalen Kapitalisten, wollen uns verschwinden lassen mit der Auflage besagter Reformen [Anm.: zahlreiche Strukturreformen in allen öffentlichen Bereichen], welche in letzter Zeit gegen die pueblos originarios, Bauern und Arbeiter aller Bereiche in Mexiko durchgeführt wurden.
Auf dem Land durch die Privatisierung der kommunalen und ejidalen [Anm.: individuell genutztes Gemeindeland] Böden, der Flüsse, Wasserquellen, Lagunen, Seen, Wälder, Regenwälder, Berge, die Flora, die Fauna, die Luft, den Raum. Den Schutz haben immer die pueblos originarios übernommen, seit über 523 Jahren, und in der letzten Zeit versuchen die schlechten Regierenden dieses Landes, die neoliberalen Kapitalisten, uns zu enteignen, um alle natürlichen Ressourcen zu rauben, welche wir pueblos originarios
über Jahrhunderte gehütet haben, und uns zu unterwerfen als ihre Knechte und Sklaven auf unseren eigenen Ländereien.
Um diesen Plan voranzubringen, haben sie die korrupten politischen Führer, Unterstützungsprogramme und den Schutz der Umwelt benutzt; in Wirklichkeit sind diese Programme eine Heuchelei, weil sie lügen, was sie tatsächlich vorhaben, ist unsere Böden, Territorien und ihre natürlichen Ressourcen den transnationalen Unternehmen zu übergeben.

Die Kapitalisten wissen, dass es nicht einfach für sie ist, dass sie es nicht erreicht haben, und wenn sie es bekommen haben, geschah es durch Repression, Inhaftierung, Verfolgung und Tod, mit Lügen und Betrug,
deshalb haben sie eine Armee vorbereitet, um sie zu schicken um uns alle, die wir unsere Böden und Territorien verteidigen zu unterdrücken, zu berauben, zu inhaftieren, zu verfolgen, verschwinden zulassen und zu töten.
Die Eroberer zur Zeit der Konquista [Anm.: koloniale Eroberung] und der Sklaverei, die Hacienda- und Fincabesitzer [Anm.: Großgrundbesitzer] nahmen uns die besten Ländereien weg und schickten uns in die Berge, jetzt wollen sie uns von dort vertreiben. Wo sollen wir hin? Wir kämpfen um uns zu verteidigen oder wir sterben! Die Lüge wird jedes Mal größer, wenn sie ciudades rurales [Anm.: wörtlich "Landstädte", Programm zur Konzentration und Kontrolle der ländlichen Bevölkerung] im Tausch gegen unsere Ländereien
anbieten, oder Orte wie Escárcega, Campeche oder Chimalapas, Orte, die uns nichts als Leid und Tod garantieren.

Denn auf diesen Ländereien der pueblos originarios und Bauern, haben sie oder wollen sie Wasserkraftwerke errichten, Windkraftprojekte, Wärmekraftwerke, Autobahnen, Flughäfen, touristische und Ökotourismuszentren, Hotelanlagen, Bergbauprojekte, Anlagen zur Erdölförderung, um nur einige zu nennen. All das, um die Enteignung und Vertreibung der Dörfer zu rechtfertigen.

All diese Errichtungen, die die Kapitalisten erschaffen haben, sind hauptverantwortlich für den Klimawandel, den unsere Mutter Erde erleidet; während Eisenbahnschienen, internationale Flughäfen und Schiffshäfen
die Verschiebung der Rohstoffe all der wahllosen Plünderungen unserer Böden und Territorien ermöglichen.
Jene, die alle [natürlichen Rohstoffe] haben, sind die pueblos originarios und Bauern, weil sie die Mutter Erde und Mutternatur lieben, sie schätzen. Im Gegenteil widmen sich die Kapitalisten nur der Zerstörung und sie wissen Bescheid um die schweren Schäden, die sie angerichtet haben und es ist nicht wahr, dass sie sich um die globale Erwärmung sorgen. Sie wissen um die Gefahren, welche sie durch die Schäden, die sie diesen schönen Planeten angetan haben, hervorgerufen haben.
Durch die globale Erwärmung riskieren sie das Leben des Planeten und der Menschheit; die schlechten Regierungen und die Kapitalisten beharren darauf, ohne dass es sie kümmert.

Die schlechten Regierungen haben sich nur damit beschäftigt, die Interessen der Unternehmen zu vertreten und die wahren Forderungen der pueblos originarios und Bauern, die Preisgarantien der Produkte, das Fehlen des Marktes und Verbesserungen durch neue Techniken zum Schutz und Erhalt des Bodens und der Umwelt, vergessen.
Auf dem Land gibt es keine Sicherheit für Gewerbe, aber die schlechten Regierungen, die dieses Land Mexiko schlecht regieren, haben die Coyotaje [Anm.: informelle Zwischenhändler] als legale Institution für die Kommerzialisierung unserer Produkte genutzt, und damit die Ausbeutung der Arbeitskraft auf dem Land und in der Stadt garantiert.
Mit dieser Art der Ausbeutung ist der Preis für unsere Produkte jedes Mal niedriger und das, was wir kaufen, ist jedes Mal teurer, was uns pueblos originarios und Bauern zur Migration und Aufgabe unserer Familien und Ländereien zwingt. Wie eine neue Form des Landraubs, die den Einzug der Unternehmen ermöglicht, für die Produktion von Monokulturen und der Aussaat von vermeintlich verbesserten Saatgut wie transgenen Mais und Soya, wird so die Vernichtung der Criollo-Samen [Anm.: wörtlich "kreolisch",
ursprüngliche Saatarten] herbeigeführt und die Unfruchtbarkeit der Mutter Erde, dazu verurteilt nicht mehr die Samen der pueblos originarios zu produzieren.

Auf dem Land ist das nicht alles, sie planen auch die Vernichtung der pueblos originarios durch einen stillen nicht erklärten Krieg, indem sie Unterstützungsprogramme und Kontrollmethoden einführen damit unsere
guten Kulturen und Traditionen verschwinden, weil wir für den Kapitalismus keinen Profit produzieren.
Diese Situation herrscht nicht nur auf dem Land, auch in der Stadt ist es schlimm, in den großen Industrien und Fabriken sind die Arbeiter damit bedroht entlassen zu werden und dem Verlust ihrer Arbeitsrechte. Die
Arbeitsstunden sind gestiegen und der Lohn sinkt immer weiter, das heißt, die Ausbeutung, die Ungerechtigkeit, die Demütigung, die Missachtung, die Ungleichheit wird in allen Arbeitsbereichen fortgeführt. All das lässt erwarten, dass es immer mehr Arbeitslosigkeit geben wird, weil die Arbeiter durch
moderne Apparate ersetzt werden, um den Profit der Eigentümer des Geldes zu erhöhen.

Dieser neoliberale Plan betrifft nicht nur einige Wenige, er ist überall und gegen alle, Lehrer, Ärzte, Studenten, Chauffeure, Hausfrauen, Künstler, Wissenschaftler, Pachtbauern, Händler, Maurer, Journalisten, Migranten und alle jene, die auf die ein oder andere Art von würdiger Arbeit leben.
Die Ausbeutung des Kapitalismus in der Stadt ist kritisch und grausam, jene, die Glück hatten und einen Arbeitsplatz haben, müssen, trotz der geringen Löhne, die ihnen gezahlt werden, Steuern zahlen für das Recht zu arbeiten und medizinische Versorgung zu erhalten; die Miete für eine Wohnung, die Steuern für Elektrizität und Wasser steigen jeden Monat an, sowie die Nahrungsmittel und Medikamente, wenn sie das Glück haben eine Wohnung zu bekommen, sind sie dazu verurteilt ihr Leben lang ungerecht zu bezahlen.
Die Arbeitslosen, die durch Pech aus einer Stelle entlassen wurden, welche sie sich durch so viele Opfer verdient haben, sehen sich gezwungen ihren Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen, als ambulante Verkäufer oder mit informellen Jobs. Und trotzdem rauben die schlechten Regierungen mit ihren neuen Reformgesetzen erneut den miserablen Lohn, welchen sie durch die Steuern die diese Gesetze auferlegen, gewinnen, ohne sich um die Schäden zu kümmern, die sie in den Heimen dieser Familien verursachen, indem sie die Kinder und Jugendlichen dazu verurteilen das Recht auf Bildung aufzugeben und sich Zwangsarbeit zu widmen, um die Grundbedürfnisse der Familie zu decken.

In diesen Zeiten und mit dieser Elendssituation, die uns die schlechten Regierungen hervorrufen, schaffen es viele Arbeitsbereiche nicht zu überleben, so sehr sie es auch versuchen.
Der Akademiker, trotz seiner Titel und Grade, die er hat, deckt seine Bedürfnisse nicht weil er seinen Beruf nicht ausüben kann.
Der Student muss doppelt oder dreifach arbeiten, um die Ausgaben des Studiums zu begleichen.
Die Chauffeure, abgesehen davon, dass ihr Lohn ihnen kein würdiges Leben garantiert, laufen Gefahr arbeitslos zu werden. Die Kapitalisten führen neue Transportunternehmen ein und alle Transportfahrer durch neue Vorarbeiter in die Krise.
Die Hausfrauen sind verzweifelt. Weil es in den Haushalten immer weniger Einkommen gibt, sehen sie sich gezwungen eine Arbeit zu suchen, um ihren Kindern die tägliche Nahrung zu bieten und dies bedeutet die Migration in ein anderes Land, weil es in diesem Land keine Arbeitsplätze gibt. Und wenn es welche gibt, ist der Lohn miserabel. Statistiken belegen, dass 10 Millionen emigrieren und von diesen sind 5 Millionen Frauen, in den Vereinigten Staaten.

Was die Wissenschaftler*innen betrifft, sind sie ausgebeutet, wie die anderen Bereiche der Gesellschaft auch, weil ihr großes Wissen, ihre Weisheiten und Erfindungen zum Wohl der Menschheit durch die Kapitalisten benutzt werden, um hohe Profite zu erzielen, ohne sich für die Schäden zu interessieren, die sie verursachen, während sie [die Wissenschaftler*innen] einen miserablen Lohn erhalten, entsprechend den Privilegien, welche die Eigentümer des Geldes erwägen.
Sowie jede Lebensform des Volkes würdig ist, verdienen sich die Künstler mit ihren unterschiedlichen Künsten ihren Lebensunterhalt indem sie täglich arbeiten und ihren Beruf ausüben. Aber in diesem Land gibt es keine Freiheit für sie, wie in allen anderen Bereichen auch, weil die schlechten Regierungen jenen, die für das Volk arbeiten, Hindernisse in den Weg legen. Nur jene haben Freiheit, welche den Kapitalisten nützlich sind.

Während vieler Jahre versuchten die schlechten Regierungen das erste Blut dieser Ländereien zu zerstören, und wie sie es nicht schafften, versuchten sie uns durch das Vergessen zu töten.
Aber wir Indígenas und Bauern von Mexiko, Amerika und der Welt, leisten Widerstand. Wir widerstehen dem Tod, wir sind hier, damit unser Wort zum Echo, zur Brücke, Ort und Haus wird. Damit das erste Herz dieses Vaterlandes lebt, damit nie wieder das Schweigen Komplize des Verbrechens sei, wie es momentan in Mexiko und in der ganzen Welt geschieht.

Wir sind hier, ihr und wir, Brüder und Schwestern, wir kommen aus den fernsten Zeiten dieser Geschichte und wir dürfen nie wieder zulassen, dass uns fremde Invasoren erneut heimsuchen.
Deshalb Brüder und Schwestern aus Mexiko und der Welt ist es Zeit sich zu organisieren, um die Richtung und Ziel des Landes und der Welt, die wir haben wollen, zu prägen. Die Entscheidung liegt in unseren Händen, den Männern und Frauen, die wir für ein gerechteres, würdigeres und menschlicheres Leben kämpfen; in dem wir alle die Freiheit haben uns zu organisieren, mit Demokratie und Gerechtigkeit.
Damit wir so alle gemeinsam die Ausbeutung, die Herrschaft, das Verbrechen, den Tod aufhalten, den der Kapitalismus in den Dörfern und Städten ganz Mexikos gesät hat.

Dieser Kampf und dieser Wandel kann nur vom Volk von Mexiko, vom Land und aus der Stadt, kommen, mit einer Regierung, die organisiert, die kämpft, damit sich die Situation des mexikanischen Volkes verändert und verbessert. Diese [Regierung] kennen wir heute als Indigenen Regierungsrat und seiner Sprecherin und Präsidentschaftskandidatin für 2018, welche Mexiko regieren wird, um jeden Preis Freiheit, Gerechtigkeit für das gesamte Volk Mexikos suchend.
Denn wir wissen, dass es eine Regierung sein wird, in der das Volk befiehlt und die Regierung gehorcht mit den sieben Prinzipien des gehorchenden Befehlens.

Compañeros und Compañeras des Indigenen Regierungsrates, Compañera María de Jesús Patricio Martínez, Compañeros des Nationalen Indígena Kongress, der Sexta in Mexiko und der Welt, Volk von Mexiko, es ist
die Stunde gekommen, um zu entscheiden und des ist die Stunde sich zu organisieren. Das Schicksal liegt in unseren Händen und dem des mexikanischen Volkes.

Brüder und Schwestern der pueblos originarios und Bauern, Schwestern und Brüder Arbeiter*innen der Städte, Stadtteile, Randbezirke und aller Arbeitszentren, Brüder des Billiglohnsektors, Brüder und Schwestern die Tag ein, Tag aus die verschwundenen Kinder suchen.

Die Kapitalisten und die schlechten Regierungen führen ihren Plan der Ausbeutung, der Beherrschung, der Unterwerfung fort und lassen uns keinen anderen Weg. Wenn wir protestieren, unterdrücken sie uns, weil sie wissen, dass wir die Wahrheit sagen und deshalb unterdrücken sie uns, lassen sie uns verschwinden, inhaftieren sie uns, töten uns.
So haben sie es im ganzen Land gemacht, eine Kampagne der Gewalt gestartet, gegen die Frauen, gegen die Jugendlichen, gegen die guten Comunicadores [Anm.: kommunitäre Kommunikation und Medien], gegen
jene, die würdig kämpfen.
Deshalb betrachten wir mit Hoffnung die Initiative des Nationale Indígena Kongress, der entschieden hat den Indigenen Regierungsrat und seine Sprecherin María de Jesús Patricio Martínez als Präsidentschaftskandidatin für 2018 zu benennen.
Deshalb wird heute mit einer Rundreise durch das ganze nationale Territorium begonnen, um die pueblos originarios und Bauern zu organisieren, ebenso wie in den Städten und Stadtvierteln.
Die Eroberung unserer Freiheit und der Gerechtigkeit kann nur vom Volk ausgehen. Durch niemanden sonst.

Es wird nicht von den politischen Parteien, noch von den korrupten Politikern kommen.
Es wird nicht von der ausbeutenden Klasse kommen.
Es wird nicht von jenen, die den Kapitalismus streicheln, von jenen Kriminellen und Henkern kommen; wir haben nichts von den Kapitalisten zu erwarten.
Nur durch die Organisierung des Landes und der Stadt. Wir glauben von ihnen hängt das Leben des mexikanischen Volkes ab, des Planeten und der Menschheit.

-*-

Wir haben gerade gehört, wie die Situation auf dem Land und in der Stadt ist. Jetzt werde ich von uns Frauen in Mexiko sprechen und die Männer mögen aufmerksam sein.
Auf dem Land und in der Stadt ist die Situation der Frauen noch schlimmer als das, was wir gerade gehört haben. Wir leiden dreifach als Frauen, als Indígenas und als Arme. Als indigene Frauen auf dem Land wurden wir nie beachtet.
Es ist das kapitalistische System, welches diese Situation gegen uns erschaffen hat, seine Brutalität ist doppelt so grausam gegen uns Frauen, da durch die Venen des Kapitalismus das Blut der machistischen Gewalt fließt, der Ausbeutung und der Verfolgung von und gegen uns. Er macht sich über uns lustig, er erniedrigt uns, diskriminiert uns, vergewaltigt uns, ermordet uns, lässt uns verschwinden, nur weil wir Frauen sind.
Wir sind es, die in unseren Körpern über neun Monate hinweg unsere Kinder tragen, wir umsorgen sie und erziehen sie damit der Kapitalismus mit seinen Niederträchtigkeiten sie später verschwinden lässt. Jedes Verschwindenlassen nimmt einen Teil von uns, den Müttern, mit sich.
Dies geschieht jeden Tag an verschiedenen Orten des Landes, wie zum Beispiel entführte Frauen, vergewaltigte, ermordete und verschwundene aus Ciudad Juárez und dem Bundesstaat México.

Wir Frauen leben im Vergessen und der Ausgrenzung in dieser kapitalistischen Gesellschaft.
In den Städten gibt es viele Frauen, die über keine würdige Bleibe zum wohnen verfügen, weil sie nicht die Mittel haben die Miete zu bezahlen aus Mangel an würdiger Arbeit. Weil wir Frauen sind, werden wir diskriminiert und man gibt uns keine würdigen Arbeiten und wenn man uns Arbeit gibt, ist der Lohn viel niedriger als der eines Mannes.
Die Schwestern Arbeiterinnen der Stadt müssen, obwohl sie ihre Dienste für einen unwürdigen Lohn leisten, ihre Steuern bezahlen. Und das korrupte System, das schlecht in unseren Land regiert. Anstatt diese Steuern zum Wohl des Volkes auszugeben, wird es abgezweigt und geraubt für den persönlichen Profit. Die korrupten Politiker leben wie Könige auf Kosten des Schweißes der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Die Hausfrauen erhalten gar keinen Lohn und da der Lohn des Mannes nicht ausreicht, um die Familie zu unterhalten, sehen sie sich gezwungen eine andere Arbeit zu suchen, damit sie ausreichend Geld haben, um zu überleben.
Viele Frauen sind vergessen und ausgegrenzt, weil sie beeinträchtigt sind, krank aufgrund der Ausbeutung und Kontaminierung die das kapitalistische System in den Bergwerken, Industrien und Fabriken erzeugt.
Wenn wir aufgrund der Arbeit krank werden oder verunglücken, ist das einzige, was sie uns anbieten die Arbeitslosigkeit, mangels Gesetzen die unsere Rechte schützen. Diese Situation, unter der wir sehr leiden ist
alltäglich und man kann nichts dagegen machen, weil das System eine ideologische machistische Kontrolle aufrechterhält, die uns auf viele Weisen spaltet.
In den indigenen Gemeinden werden wir Frauen immer noch nicht berücksichtigt, man lässt uns glauben, dass wir weniger Wert sind als die Männer, wir werden schlecht behandelt, erniedrigt und haben keine
Stimme in den Versammlungen der Gemeinden und noch weniger bei Entscheidungen.
Damit wir uns nicht organisieren und rebellieren gegen die Misshandlung, die wir erleiden, halten uns die schlechten Regierungen durch ihre Unterstützungsprogramme unter politischer, sozialer, ökonomischer und
kultureller Kontrolle.
In den offiziellen Schulen erziehen sie uns, damit wir die Art von Frauen sind, wie es der Kapitalismus will. Von Kindheit an ändern sie unsere Sprache, unsere Art uns zu kleiden und zu denken, indem sie uns Glauben machen, dass die Kultur unserer pueblos keinen Wert hat. Nur sehr wenige indigene Frauen erhalten eine Hochschulbildung weil es sehr teure Ausbildungen sind, die wir indigenen Frauen nicht bezahlen können. Und da wir indigene Frauen für den Kapitalismus nichts sind und nichts verdienen, will er nicht, dass wir uns bilden.

Aber wir, die zapatistischen indigenen Frauen, zeigen hier, dass wir wissen uns zu organisieren und über unsere Zukunft zu entscheiden.
Wegen dieser Leiden organisierten wir uns im zapatistischen Kampf 1994, wo wir als zapatistische Frauen Raum zur Teilhabe in verschiedenen verantwortlichen Positionen innerhalb unserer Organisation hatten, als
lokale Verantwortliche unserer Dörfer, regionale Verantwortliche unserer Regionen, stellvertretende Kandidaten und Kommandantinnen im Geheimen Indigenen Revolutionären Komitee.
Wir organisierten und nahmen an kollektiven Arbeiten in unseren Dörfern, Regionen, Landkreisen und Zonen teil. Wir nahmen an kollektiven Arbeiten teil und leiteten diese Arbeiten.
Heute nehmen wir Frauen in der Autonomie in Meinungsäußerung, Diskussionen, Analysen und Entscheidungen in den Versammlungen unserer Dörfer, Landkreise und Zonen teil, wie Autoritäten der drei Ebenen der Regierung. Zum Beispiel in den Räten der Guten Regierung ist die Teilhabe der Compañeras und Compañeros gleich, 50% sind Compañeras und 50% sind Compañeros; Frauen und Männer arbeiten gemeinsam für Gerechtigkeit, Demokratie und Freiheit innerhalb unserer rebellischen Territorien.
Unsere Situation hat sich geändert. Wir können euch zum Beispiel berichten, dass es viele unserer Compañeros akzeptieren in unseren Häusern zu bleiben und unsere Töchter und Söhne zu hüten, wenn wir aus dem Haus gehen um unsere Arbeiten im Kampf zu erfüllen.
In den unterschiedlichen Bereichen des Kampfes, wie die Gesundheit mit den Gesundheitspromotorinnen – Krankenschwestern, Laborantinnen, Compañeras für den Ultraschall. In der Bildung mit den Bildungspromotorinnen, im Bereich der Tercios Compas [Anm.: zapatistische Kommunikations- und Medienkommissionen], und in anderen Bereichen des Kampfes nehmen wir genauso Teil, wie die Compañeros.

Wir wollen, dass dieses Beispiel anderen Frauen in Mexiko und der Welt dient. Und wir sagen unserer Compañera Marichuy, Indígena und Frau wie wir, dass wir wollen, dass sie unsere Botschaft des ¡ya basta! [dt.: Es reicht/Genug!] von so viel Vergessen und Ungerechtigkeit uns Frauen gegenüber, in alle Teile
Mexikos trägt.
Diese Initiative des CNI, eine indigene Frau eines pueblo originario für die Präsidentschaftswahlen 2018 zu präsentieren, antwortet darauf, dass der Kapitalismus keine Mutter hat, keine Töchter hat und nicht den Schmerz fühlt, den er der Menschheit und unserer Mutter Erde zufügt.
Wegen all dieser Situationen, die wir Frauen in Mexiko erleben, haben wir zapatistischen Frauen viel Wut, viel Schmerz und viel Mut. Deshalb rufen wir euch dazu auf, euch an euren Orten und in eurer Weise zu organisieren, um euch zu verteidigen und zu kämpfen.

Die Zeit ist gekommen, um unsere Rechte zu erkämpfen, uns vorzubereiten, uns zu erheben und zu zeigen, dass wir als indigene Frauen fähig sind eine neue und bessere Welt zu erschaffen, aber das schaffen wir nur organisiert von unten und links, um so ein Mexiko zu erlangen, in dem das Volk befiehlt und die Regierung gehorcht.

CCRI-CG der EZLN