Brief von David Venegas Reyes, politischer Gefangener im Zentralen Gefängnis von Oaxaca, APPO-Ratsmitglied, Mitglied von VOCAL und Anhänger der Anderen Kampagne
Mein Herz hört euch hinter den Mauern


Ich bin ein Gefangener im Gefängnis Santa Maria Ixcotel in meiner Stadt Oaxaca. Ich bin hier auf Grund falscher Anschuldigungen von Betäubungsmittelbesitz. Ich wurde von den Polizisten geschlagen, die mich festhielten und versuchten, mich zu zwingen, mich mit den Drogen in der Hand fotografieren zu lassen, was sie aber nicht schafften.
Nach zwei langen Tagen in den Zellen der PGR-UMAN (Institution für Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz) wurde ich in dieses Gefängnis, in dem ich jetzt bin, verlegt, wo mir gesagt wurde, ich werde nun des Aufstands und anderer Delikten gegen die Gesellschaft von Oaxaca angeklagt, wie das Anzünden des Justizpalastes am 25. November.

Es ist überflüssig, diesem mutigen und würdigem Volk von Oaxaca zu erklären, daß all diese Anklagen falsch sind, da wir alle wissen, wie weit die Regierung geht, um sich an denen zu rächen, die für eine gerechte, würdige und brüderliche Gesellschaft kämpfen.
Während der Zeit, die ich hier bin, haben meine Gefängnisaufseher nicht die Genugtuung gehabt, mich leiden zu sehen. Ihr da draussen habt mich unterstützt. Ich weiß von den Aktionen, die ihr gemacht habt, um meine Freiheit und die der anderen Compas, politische Gefangene der Bewegung der APPO und anderen Kämpfen, zu fordern. Ich danke euch allen, und in diesen Momenten sehe ich, daß wir in einer neuen Phase der Kommune von Oaxaca sind.

Die Schwesterlichkeit und die Solidarität übersteigen die Mauern der Gefängnisse. Ich fühle mich euch nah, euch allen, meiner Familie, meinen Freunden und diesem großartigen Volk, großartig für seine Herzen, seine Hoffnungen, seine Intelligenz. Ich kann nicht genug Worte finden, um euch zu sagen, was eure Unterstützung und Proteste mir in diesen schwierigen Tagen bedeutet haben, aber wenn ich könnte, würde ich euch alle ganz herzlich umarmen und vielleicht könnte die Nähe unserer Herzen besser als Worte meine Dankbarkeit und Liebe ausdrücken.

Ich freue mich unglaublich darüber, daß die Mobilisierungen weitergehen und immer weitergehen werden. Wir müssen weiterkämpfen, ohne die zu hassen, die uns unten halten möchten. Die wir für eine gerechte Sache stehen, haben wir es nicht nötig, in den Ruinen, die der Hass aus den Herzen macht, Gründe für das Weiterkämpfen zu suchen. Jedes bekannte Gesicht, jede Demoparole, jede Graffiti, die heimlich in der Stille der Nacht erscheint, jedes Kind, jedes Transpi und jedeR von uns Gefangenen, stellt einen Grund mehr dar, weiterzukämpfen. Ich fordere euch auf, daß wir diesen Kampf nie aufgeben!

So wie niemand besser als die Mutter weiß, was am besten für das Kind ist, weiß jede Einzelperson, jedes Kollektiv, jedes Volk, jede Stadt, jedes Viertel, was sie brauchen, um besser zu leben. Wir halten unser Schicksal in unseren eigenen Händen. Meine Gefangenschaft zeigt mit aller Rohheit, wie die Regierung in diesen Tagen alles daran setzt, mit der systematischen Repression der Bewegung von Oaxaca fortzufahren, aber angesichts der Repression gibt es die Mobilisierung.
Daß die Müdigkeit unserer Beine und Kehlen nie größer sein möge als unser Streben nach Gerechtigkeit und Freiheit für alle da draußen und hier drinnen!

Ich muss sagen, daß die Möglichkeit, mit euch, den würdigen und rebellischen Leuten aus Oaxaca zu kommunizieren, mich sehr bewegt, zu wissen, daß die Mauern von diesem Gefängnis nur meinen Körper eingesperrt halten, aber mein Geist ist weiterhin bei euch, die Moral der Rebellion, der Emanizipation und der Autonomie hochhaltend.

Ich will, daß ihr da draußen wisst, daß der süße Klang der Demoparolen, die ich die Gelegenheit hatte, während der Tage zu hören, die ich hier eingesperrt bin, tief in meinem Herz widerhallt.

Möge sie zu euch gelangen, durch die Mauern, nicht wie eine Katze, die heimlich über die Mauern schleicht, sondern wie ein Riese, der sie zermalmt: meine Überzeugung weiterzukämpfen. Weil ich weiß, daß es richtig ist und daß wir am Ende gewinnen werden.

David Venegas Reyes "Alebrije"