Das Treffen der Zapatistas mit den Völkern der Welt
Hier versammelt sind zapatistische Compañeras und Compañeros der Zoques, Mames, Chol, Tojolabal, Tzeltal, und Totzil Indígenas. Sie kommen aus allen Zonen von Chiapas, wo unsere Fahne des fünfzackigen roten Sterns steht, die Fahne der EZLN. Die meisten von uns Zapatistas, die hier anwesend sind, haben sich am 1. Jänner 1994 gegen die schlechte Regierung erhoben. Seitdem befinden wir uns in Rebellion und kämpfen für die Anerkennung unserer Rechte und unserer Kultur als indigene Mexikaner, die wir sind. Unsere Geschichte als EZLN ist nicht nur die, die an jenem Jännermorgen vor 13 Jahren schlagartig in Erscheinung trat. Sie ist auch weitaus mehr als das, was unsere Worte in den Kommuniques, Briefen und Interviews, die wir in diesen Jahren des Widerstands veröffentlichten, vermitteln konnten. Mit dem Herzen zu sehen und zu hören ist, wie unsere verstorbene Comandanta Ramona sagte, die beste Art zu sehen und zu hören, was sich auf unserem Weg befindet und noch befinden wird. Unsere Geschichte kann nicht in kleinen Stücken über die persönlichen Geschichten eines jeden einzelnen erzählt werden. Sie ist eine kollektive Geschichte. Eine Geschichte, in der das "Ich" keinen Platz hat. Eine Geschichte, in der wir als Kollektiv sprechen, hören, sehen und fühlen. Wir, die zapatistischen Männer und Frauen, dienen nicht dazu, einzeln für uns zu sein. Deshalb bleiben einige Leute auch nur für eine Weile und gehen dann wieder, oder kommen nur näher ohne einzutreten. Denn das Wort, das uns zu dem macht, was wir sind, und dorthin bringt, wo wir sind, ist das Wort "Wir". Viele Menschen verstehen das nicht. Sie glauben, dass wenn David spricht, Tacho oder Hortensia, Susana, Garbiela oder Esther, Moy oder Marcos, dass dann nur sie selbst sprechen, als einzelne. Wir haben uns in Waffen erhoben, weil der Raub, die Ausbeutung, die Erniedrigung und die Repression, die wir als Indígenas, die wir sind, ertragen mussten, nicht mehr auszuhalten waren. Sie behandelten uns schlichtweg schlechter als Tiere. Sie verhöhnten uns wegen unserer braunen Farbe, wegen unserer Sprache, unserer Kleidung, unserer Kultur. So dachten wir, dass dies nicht mehr auszuhalten war, dass wir nicht mehr bereit waren, wie Tiere zu sterben, und wir sagten Ya basta! Es reicht, dass dieses Land namens Mexiko uns nicht zur Kenntnis nimmt. Denn sie sahen uns nur, wenn es darum ging, uns zu beleidigen, uns auszubeuten und unser Land, unsere Kultur zu rauben, uns zu unterdrücken, zu schlagen, zu vergewaltigen, einzusperren und zu ermorden. Diese Geschichte wird manchmal vergessen. Es scheint, als ob es immer so gewesen wäre wie jetzt, da Menschen von überallher kommen, um uns ihr Wort, ihr Gehör und ihr Herz zu schenken. Die Geschichte der EZLN ist eine Geschichte der Würde, die kollektiv wird, unserer Würde als indigene Völker Mexikos. Die Würde ist der Respekt davor, wer wir sind und wie wir sind, und der Respekt davor, wer und wie die anderen sind. Unsere Geschichte als EZLN ist die Geschichte einer Wüde, die stets darum kämpft, noch kollektiver zu werden, um zu einem sehr grossen "Wir" zu werden. So gross, dass alle Ausgebeuteten, Enteigneten, Verachteten und Unterdrückten Mexikos und der Welt darin Platz finden! Auf dem Weg unseres Kampfes haben wir begriffen, dass unsere Forderungen nicht erreicht werden können, wenn wir uns nicht mit anderen indigenen Völkern verbünden, wenn wir uns nicht mit anderen Personen zusammenschliessen, die keine Indígenas sind, die aber ebenfalls für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie kämpfen. Wir haben diese Gedanken zu Wort gemacht und die Sechste Erklärung aus dem lakandonischen Urwald genannt, weil wir bereits sechs Mal über den Weg berichteten, den wir einschlagen wollten. Weltweit nennen wir diesen Weg Zezta Internazional. In Mexiko nennen wir ihn die Andere Kampagne. Er wird so genannt, weil sein Weg sehr anders ist, sehr verschieden von dem, den die Mächtigen und ihre Diener gehen, die Politiker und die schlechten Regierungen von oben. Auf diesem Weg haben wir in Mexiko bereits einen ersten Schritt getan und alle Ecken unseres Landes bereist, um unsere neuen Compañer@s kennenzulernen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zu sprechen. Wie sie es mir befahlen, trug ich das Gehör und den Blick aller zapatistischen Männer und Frauen mit mir. Ich brachte mit mir das Wort des kollektiven Herzens der zapatistischen Gemeinden. Wir haben viele Menschen von überall und mit vielen Lebensweisen gesehen und gehört. Menschen, die in den Städten, auf dem Land, in den Bergen, auf den Flüssen und Meeren unseres Landes leben, Widerstand leisten und kämpfen. Unter diesen Menschen gibt es solche, die uns sehen, kennen und respektieren. Und es gibt auch solche, die uns nicht kennen und nicht sehen. Vielleicht sehen, hören und sprechen diese Menschen mit uns nur, weil sie denken, dass wir einzelne Personen sind, dass wir aus lauter "Ich's", "Du's" und "Er's" bestehen. Sie verstehen und sehen unsere Geschichte nicht, unseren Kampf, unsere Rebellion, unsere Art, unsere Entscheidungen. Sie sehen und verstehen nicht, dass die EZLN aus uns allen besteht. Aber auf diesem langen Weg sind wir anderen indigenen Völkern begegnet. Sie sehen und kennen uns. Wenn wir uns deshalb mit Indígenas aus ganz Mexiko getroffen haben, waren wir zufrieden und froh, weil wir wussten, dass der Wunsch unseres Herzens verstanden wurde. Heure sind hier Gäste anwesend, die aus anderen Teilen der Welt und anderen Teilen Mexikos kommen. Die meisten waren noch sehr jung als unser Kampf begann. Sehr wenige von ihnen kennen unsere Geschichte. Sehr wenige Menschen wissen, dass wir in Chiapas hunderttausende Zapatisten sind und aus tausenden Dörfern bestehen, die organisiert sind, Widerstand leisten und kämpfen. Sehr wenige Menschen wissen, was vor 13 Jahren passiert ist. Wir rufen uns heute unsere Compñer@s in Erinnerung, die im Kampf gefallen sind. Jene, die nicht mehr bei uns sind, es aber vor 13 Jahren waren, als wir nichts weiter hatten als einen Berg von Wut und Schmerz wegen der Ungerechtigkeit und der Sklaverei. Wir gedenken Comandanta Ramona, Señor Ik', Sub Pedro, der Aufständischen und Milizionäre, die in diesen 13 Kriegsjahren im Kampf gegen die Bundestruppen gefallen sind. In diesen 13 Jahren haben wir unsere Gefangenen niemals vergessen. Wir haben es stets zu unserer Pflicht gemacht, sie in Freiheit zu sehen, und manchmal haben wir viel oder wenig erreicht, aber wir haben für ihre Freiheit gekämpft. In diesem Kampf haben wir Compañer@s Gefangene, die wir nicht im Stich lassen werden. Ich werde hier drei Namen nennen: Es gibt in ganz Mexiko politische Gefangene. Männer und Frauen, die für Gerechtigkeit, Freiheit und Demkratie für unsere Völker kämpfen. Als Compañer@s, die wir sind, sagen wir klar, dass wir sie nicht vergessen werden, dass wir weiterhin für ihre Freiheit kämpfen und für die Wiedergutmacung der Ungerechtigkeit, die sie im Gefängnis hält. Auf unserem ersten Schritt durch das Land haben wir herausgefunden, dass jene, die mit der grössten Entschlossenheit kämpfen, die indigenen Völker, die Jugendlichen und die Frauen sind. Mit ihnen gemeinsam werden wir stärker, und wir werden ihnen beweisen, was es beudetet, die EZLN zur Compañera zu haben. Wir haben auch andere linke politische Organisationen kennengelernt. Einige von ihnen haben sich der Anderen Kampagne genähert, um zu sehen, welchen Gewinn sie für sich herausschlagen können, und gingen wieder oder werden gehen oder werden gegangen werden. In Erfüllung des erhaltenen Befehls gaben und geben wir die Signale, die wir ausgemacht haben, um alle wissen zu lassen, was es bedeutet, die EZLN zum Compañero zu haben. Das Wichtigste ist, dass wir uns mit den indigenen Völkern in ganz Mexiko getroffen haben und mit ihnen in eine Beziehung des Respekts getreten sind. Einige von ihnen waren nicht einmal ihren eigenen staatlichen Regierungen bekannt, vor allem jene, die im Norden Mexikos wohnen: Die Völker Kumiai, Kiliwa, Cucapö, Tohono, O'odham oder Pöpago, Comca'ac oder Seri, Pima, Yaqui, Mayo Yoreme, Rarömuri, Caxcan, Cora, Wixaritari, Kakapoo, Maskovo, Teenek, Pame, Nahua und Tepehua. Mit diesen indigenen Völkern haben wir uns im Nationalen Indigenen Kongress verbündet und organisiert. Insbesondere möchten wir das würdige Volk der Yaqui hervorheben, das von den schlechten Regierungen nicht respektiert und denen eine Autorität aufgezwungen wird, ohnd das Denken und Empfinden der Gemeinde zur Kenntnis zu nehmen. Das Volk der Yaqui wird von der schlechten Regierung von Sonora mit Repression bedroht, und wir sagen, dass wir bereit stehen müssen, um diese Compñer@s zu unterstützen, falls sie angegriffen werden. Compañer@s Zapatistas! Wir gedenken heute unserer Geschichte, dessen, wer wir sind, wo wir stehen, wie wir Mexiko und die Welt sehen, was wir tun wollen und wie wir es tun wollen. Vor 13 Jahren bedrohten uns die schlechten Regierungen mit dem Gefängnis, dem Verschwinden und dem Tod, und heute tun sie es wieder. Wir werden plangemäss die Erfüllung der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald auf internationaler und nationaler Ebene voranbringen! aus den Bergen des mexikanischen Südostens, für das CCRI-CG der EZLN |