Die neuen Kleider der alten Konquistadoren


"Jeder einzelne von uns entrichtet pünktlich seinen Beitrag an Opfern in dem Bewusstsein, belohnt zu werden durch die Befriedigung in der erfüllten Pflicht, mit allen gemeinsam dem neuen Menschen entgegenzusehen, der sich am Horizont abzeichnet."

Ernesto Che Guevara: Der Sozialismus und der neue Mensch in Kuba; März 1965.


Wie oft hat man nicht schon versucht, diesen Mann zu töten, der mehr noch als eine Person ein Ideal verkörpert. Wie oft hat man nicht schon versucht, die Figur des Che Guevara und das, was er repräsentiert, ins flüchtige Schaufenster der Moden zu stellen, die sich für den Anlass kleiden und die Mittelmäßigkeit verhüllen.

Jedes Jahr, 40 Jahre lang, wurde in Medienkampagnen und Reuebezeugungen durch Konvertierte und "objektive" Analytiker "im Rückblick" der Hinterhalt in der Yuro Schlucht in Bolivien neu aufgelegt, um die Welt davon zu überzeugen, dass unten und links der Tod der trotzigen Rebellion, die den Namen Che Guevaras für sich beansprucht, hartnäckig für ihre Befreiung kämpfe.
Und wie oft hat man nicht schon versucht, die indigenen Völker dieses Kontinents zu erobern, der eher "guevaranisch" genannt werden könnte, anstatt "amerikanisch".

Völker, die ihre Unwissenheit weiterhin zur Schau stellen, indem sie sich weigern, den Widerstand und den Kampf für eine bessere Welt, mit dem "ich, mich, mein, mir" zu vereinigen, und stattdessen stolz auf dem "wir" beharren, das so sehr aus der Mode gekommen ist, vor allem zur Stunde der Kompromisse.
Jedes Jahr, 515 Jahre lang, wurden in Erklärungen von Staatsbeamten, durch vermeintliche Historiker, die es in ihrer Dummheit kaum schaffen, Rechtfertigungen für die Geschichte von oben vorzubringen, und durch "objektive" Analysten einer vorzeitigen "Modernität" die Entdeckung und Eroberung dieser Länder neu aufgelegt, um uns zu überzeugen, dass es sich bei dieser Plünderung und Zerstörung um die "Zivilisierung" von Kulturen gehandelt habe, die in Wirklichkeit jenen etwas voraushaben, die sich heute als Vorbild der ganzen Menschheit ausgeben.
Und wie oft hat man nicht schon versucht, die Annäherung an jene, die die Farbe der Erde sind, in das bequeme Schubfach der Mode einzuräumen.

Klar, solange man nicht vergisst, dass Modeerscheinungen vergänglich und somit von den Kalendern von oben abhängig sind.

Nach 1994 galt als es "schick", den indigenen Kampf zu begleiten, aber keine Mode hält länger als 10 Jahre, und in diesem Fall erweist sich das Objekt von Studien, Analysen, Reflexionen, Almosen und Mitgefühl als starrköpfig, rebellisch und ungehorsam.

Und als die Mode sich änderte und man bestimmte, dass die Politik von oben das dringendste und wichtigste sei, verwandelte sich alles, das nicht in diesen Kalender eintreten wollte, in etwas anachronistisches, verwerfliches und verachtenswertes.

Eine Legende, die in den Winkeln geistert, von denen es im dunkelbraunen Herzschlag des Bodens dieses Kontinents so viele gibt, erzählt, dass die Götter hier das Morgen aufgestellt haben; dass die Welt vollkommen war und es weder Herrscher noch Beherrschte gab; dass die Sonne in den Bergen aufwachte und niederging, die das große Haus der Männer und Frauen aus Mais umsäumten; dass die Nacht die Zeit für den Glanz des anderen Lichtes war, das der Haut entströmt, die sich gegenseitig findend in jeder Falte ganze Welten hervorbringt; dass der Morgen der Ort war, in dem die Wunder bewahrt wurden, die heute mit dem Wort "unmöglich" befleckt sind; dass damals die Schatten einfach so gesät wurden, zuweilen als Baum, Stein, Wolke oder Wort gekleidet, darauf wartend, dass das Licht ihnen Leben und Weg verlieh.

Und es wird erzählt, dass der Reichtum von Erde, Wasser, Luft und Leben geschenkt wurde, und dass Wächter bestimmt wurden, damit er für alle reiche und niemand sterben müsse.

Es wird auch erzählt, dass nachdem dieses Land von dem zum Gott ernannten Geld und der Armee befallen und erobert wurde, als der Europäer Américo Vespucio die Landkarte des Kontinents zeichnete, der seinen Name tragen würde, er dabei nicht die Kartographie einer neuen Welt im Sinn hatte, sondern eine Schatzkarte.

Und über den Schatz fiel die Meute in Soutanen und Rüstungen her. Es wurde vernichtet und geplündert. Schmerzerfüllt wies Mutter Erde ihre Wächter zum Widerstand und die geduldige Linderung an, die keine Heilung ist, durch Sprache, Kleidung, Gesang, Tanz, Kultur.

In den Röcken und Zöpfen der Frauen, in den Hautfalten der Ältesten, im Staunen der Kinder, in der würdigen Rebellion ihrer Männer und Frauen, wurden die Erinnerungen bewahrt, nicht an das, was gewesen ist, sondern an das, was sein würde.

Unter diesen Himmeln wehten die Besetzerfahnen der spanischen, portugiesischen, holländischen, britischen und französischen Monarchien, stets die des Geldes; und die Plünderer besaßen Regierungsbriefe, die besagten, sie sollten für unsere "Zivilisierung" sorgen.

Es ist nicht weniger paradox, dass einige dieser Nationen mehr als 500 Jahre später immer noch reale Familien an der Macht halten, die keine weiteren Verdienste vorzuweisen haben, als einen Stammbaum, der durch Verbrechen, Intrigen und Kriege kultiviert wurde; und dass sie sich selbst als "modern" und "zivilisiert" bezeichnen, während die indigenen Völker als "rückständig" gelten.

In der Uhr von unten erklang dann die Stunde des Kampfes, und das indigene Blut strömte in alle sieben Himmelsrichtungen. Und der Kleiderwechsel, den das Geld vornahm, um weiterhin Länder und Menschen zu unterdrücken, wurde Unabhängigkeit genannt.

Dann kam von oben nach oben der neue Kaiser, das Kapital, und mit ihm die neue Alchemie, die alles in eine Ware verwandelte.

Oben wurde Unabhängigkeit und Souveränität simuliert, aber der Herrscher trug weiterhin die Kleidung des Auslands. Der Kalender von unten vollendete den Zyklus und die Jahrhundertfeier erleuchtete einen neuen Aufstand. Das dunkelbraune Blut bewies sich erneut, großzügig, und es fiel der Tyrann. Das Ende wurde ausgerufen und zum Monument erklärt, und so viele Missstände blieben unerledigt, dass die Linderung knapp ausfiel und die Heilung wirkungslos.

Die Mutter Erde bot daraufhin die Nahrung ihrer rebellischen Würde auch anderen Farben an, und wie Fragmente eines zerbrochenen Spiegels trug der Kampf seither die Kleidung der Arbeiter, der Campesinos, der Angestellten, der Andersliebenden, der Jugend, der Frauen, der Weisheit, die sich weder aus Bequemlichkeit noch Mode verkauft.
Der Widerstand blühte und blüht.

Aber die Geschichte von oben bietet uns als Lösung weiterhin die Lüge an, die weder heilt noch lindert ... 100, 200 Jahre danach.

Der Kaiser ist gewachsen und so auch sein Ehrgeiz und seine Macht zu zerstören. Wenn der Schatz früher aus Gold, Silber, Metallen und Edelsteinen bestand, so besteht er jetzt aus Wasser, Luft, Wäldern, Tieren, Kenntnissen und Menschen.
Und wenn die Offiziere seiner Eroberung früher Soutanen und Rüstungen trugen und sie dann gegen den Gehrock der "Wissenschaftler" und der porfiristischen Militärs tauschten; so tragen sie heute die Jacke der multiplen Ansichten der politischen Parteien.

Der Kaiser, das Kapital, zu seiner neoliberalen und globalisierten Volljährigkeit erblüht, hat seine merkantile Logik bis in die fernsten Winkel der Natur getrieben. Heute ist eine Ware, was früher keinen weiteren Wert hatte, als den gemeinsamen Nutzen der Menschen.

Aber bei der neuen Plünderung ist der Kaiser auf das gleiche Hindernis gestoßen, wie einst sein Ahnherr: die Rebellion der indigenen Völker.

Nachdem er das Feld vernichtet hat und jene, die ihn bearbeiten, die Errungenschaften der Arbeiter und Arbeiterinnen der Stadt abgeschafft, den Segen der alten Kardinäle und Bischöfe erlangt und der neuen (das heißt: der Massenmedien) und die Oberhäupter der politischen Parteien und sozialen Organisationen für ein Paar Silberlinge gekauft hat, entdeckt der Kaiser nun, dass die Wächter ein Ärgernis und eine echte Opposition sind.

Wenn der Kaiser befiehlt und anordnet, beeilt sich der Politiker, ihm zudiensten zu sein. Ein Heer von Behörden und Regierungsbeamten, unterstützt von einer Armee und einer Polizei mit Methoden von Plantagenwächtern, führen die Plünderung der letzten Überbleibsel von Nation, Souveränität und Unabhängigkeit an, die auf unserem Land existieren.

Das einzig Neue dieses Eroberungskrieges in Mexiko sind seine gesetzlichen und medientechnischen Formen und die lächerlichen Kleiderfarben seiner Regierenden: das Grün-Weiß-Rot, das Blau-Weiß, das Gelb-Schwarz, das Rosa, das Rot-Gelb, das Blassgrün und alle anderen, die sich im Bildkatalog der nächsten Werbesaison versammeln, das heißt, in den kommenden Wahlen.

Zur Wiedereroberung Mexikos, nun mit seinen natürlichen Reichtümern als Ziel, schickte der Kaiser einen seiner folgsamsten Zöglinge aus, der in einem seiner Trainingslager, Verzeihung, seiner Privatuniversitäten vorbereitet wurde: Carlos Salinas de Gortari, der durch einen Wahlbetrug einen wichtigen Landekopf einnehmen konnte, die Bundesregierung, und von hier aus und durch das Alibi des sozialen Liberalismus, durch den Kauf von Gewissen, durch Entmutigung und durch die Eliminierung aller, die sich ihm entgegenstellten, durch Blut und Feuer die Voraussetzungen für die Liquidierung der mexikanischen Nation zu parastaatlichen Preisen, Verzeihung, zu Spottpreisen durchsetzte.

Die kapitalistische Mythologie fand sich mit der Mittäterschaft von Kriminellen und Berühmten ein Vorbild, dem es zu folgen galt: Carlos Slim Heliú. Das alte Märchen vom Reichtum, der durch Arbeit und Opfer erreicht wurde, verbarg und verbirgt die Korruption und den Raub mit Prepaid-Karte.

In seinem Text "Der Sozialismus und der Neue Mensch auf Kuba" wies Erneste Che Guevara kurz vor der Fortsetzung seiner rebellischen Unternehmen darauf hin: "Die Gesetze des Kapitalismus, unsichtbar für die meisten Leute und blind, wirken auf das Individuum, ohne dass es dessen gewahr wird. Es sieht nur einen weiten Horizont, der ihm unendlich dünkt. So stellt es auch die kapitalistische Propaganda hin, die aus dem Fall Rockefeller - ob nun der Wahrheit entsprechend oder nicht - eine Lektion über die Möglichkeiten des Erfolgs ableiten will. Das Elend, das notwendigerweise angehäuft werden muss, damit ein solches Paradebeispiel entsteht, und die Summe von Bankrotterklärungen, auf der ein Vermögen dieser Größe beruht, erscheinen nicht in dem Gemälde, und nicht immer ist es den Volkskräften möglich, diese Entstellungen aufzudecken".

Setzt "Carlos Slim Heliú" an Stelle von "Rockefeller" ein, und ihr werdet sehen, wie die Geschichte von oben, des Gehens überdrüssig, sich dauernd wiederholt.

Aber vielleicht haben sich außer den Kleidern noch einige Sachen mehr geändert. Wenn auf der ganzen Welt die "Offiziere" der Neueroberung des Planeten die Nationalregierungen sind und ihre Truppen aus Staatsbeamten aller Art und Ränge bestehen, so wird die Rolle des Hoffnarren des Kaisers von den politischen Parteien hart umkämpft ... und das nicht nur zu Wahlzeiten, sondern immer, wenn sie in Erscheinung treten.

Und die Anekdoten, die als Musterbeispiel dienen, sind reichlich vorhanden:
Es wird zum Beispiel nicht gesagt, dass hinter der vermeintlichen Unabhängigkeit der Legislative von den elektronischen Medien der Unmut der politischen Klasse steckt, keine entsprechende Belohnung für das Überschreiten der Einschaltquoten für Komik erhalten zu haben.
Und genauso wenig will man uns sagen, dass der Austritt von Ugalde aus dem IFE die Folge eines heftigen Streites ist und nicht eine Konzession, die durch die intelligente Handhabung der FAP gewonnen wurde. Man wird es nicht sagen, weil es nicht politisch korrekt ist, darauf hinzuweisen, dass es in den Kleiderkammern der politischen Klasse und der gegenwärtigen Bundesregierung von Schränken nur so wimmelt. Man wird uns nicht sagen, dass die Leidenschaft, die aufblühte und angesichts der offensichtlichen Mittäterschaft der IFE am Wahlbetrug, der Felipe Calderón Hinojosa an die Macht brachte, auf ihrem Höhepunkt war, nun verfallen ist und es andere Schränke gibt. Das heißt, wie man hinterher von Ugalde sagte, "er wurde ausgemustert".

Übrigens, sieht Felipe Calderón, wenn er sich seine Militärverkleidung überstreift, dem kleinen Diktator aus dem exzellenten Comicstreifen "Das Vierte Reich" des Karikaturisten Paloma nicht wahnsinnig ähnlich? Verzeihung, passend zur Spanischen Eroberung muss man natürlich auch erwähnen, dass wenn Felipe Calderón sich einen Schnurrbart zulegen würde, er auch José María Aznar zum Verwechseln ähnlich sähe.

Ich werde es nicht erwähnen, weil ich mich erinnert habe, dass dies ein so ernster und formeller runder Tisch ist, dass ich nicht einmal den schlechten Witz darüber wiederholen kann, dass er eigentlich rechteckig ist.

Wenn es nicht so ernst wäre, könnte ich etwas über diesen Müllhaufen voller Blut und Scheiße sagen, der die PRI ist und einige seiner bezeichnendsten Persönlichkeiten: Carlos Salinas de Gortari, Ernesto Zedillo Ponce de León, Ricardo Monreal, Arturo Nuñez, Juan Sabines.
Ich werde auch keine sarkastischen Kommentare über die PRD machen, den "legitimen" Präsidenten, seinen Nationalen Demokratischen Konvent (CDN), die glanzvolle Breite Progressive Front und die Gouverneure und Bezirkspräsidenten der "Linken".
Ich werde nicht daran erinnern, dass bei dem CND vor einem Jahr die mexikanischen Indígenas von den Ex-Staatsbeamten von Vicente Fox vertreten wurden und dabei die Initialen des Nationalen Indigenen Kongresses CNI benutzten (aber als "Nationaler Indigener Konvent"), worauf damals von Magda Gómez so treffend hingewiesen wurde.

Ich werde stattdessen ein wenig in Erinnerungen schwelgen. Etwas, das wenig Zuneigung unter dem illustren Lopezobradorismus findet, der so anfällig ist für selektive Vergesslichkeit.

Vor etwas mehr als 10 Jahren fanden gerade die Dialoge von San Andrés zwischen der Bundesregierung und der EZLN statt. Nach Abschluss der ersten Gesprächsrunde über indigene Rechte und Kultur wurde die Gesprächsrunde über Demokratie und Gerechtigkeit eröffnet. Die Regierungsdelegation, die Ernesto Zedillo Ponce de León zu diesen Gesprächen geschickt hatte, berief sich auf die Strategie des "nicht sehen, nicht hören" (klingt das vertraut?). Die Delegation der EZLN wurde von Comandante Tacho, Comandante David und Comandante Zebedeo geleitet.

Der EZLN hatte eine große Anzahl von Personen als Gäste und Berater eingeladen, die sich für den Kampf in diesen Bereichen engagierten. Ich weiß noch, wie damals unter anderen Personen auf unserer Seite standen (und mit "unsere" meine ich nicht die EZLN, sondern den Kampf an sich), die uns heute kritisieren und uns wegen unserer Haltung disqualifizieren.

In diesen Tagen wurden mehrere indigene Campesinos aus dem Bezirk Nicolás Ruiz in Chiapas ermordet, wo es große Sympathien für die EZLN gab. Unsere Delegierten klagten und prangerten dies an. Die Regierungsdelegierten versteiften sich darauf, weder zu sprechen noch zu hören.

Daraufhin, so erzählten es mir die Comandantes und Comandantas, die anwesend waren, konfrontierte die Kreativität unserer Berater und Gäste sie durch Zeichensprache, einschließlich angemessener Empfehlungen zu den jeweiligen Erzeugern von Zedillos Gesandten.

Die Regierungsdelegation war damals berühmt in den Bars, Tavernen und Kneipen von San Cristóbal de las Casas, Chiapas. Neben ihren alkoholischen Vorlieben waren die Regierungsvertreter auch dafür bekannt, nichts vertragen zu können, und schon nach den ersten Gläsern von der überwältigenden Notwendigkeit erfasst zu werden, ihre Trinkkumpanen über ihre Überzeugungen in Kenntnis zu setzen (um einen von ihnen wörtlich zu zitieren: "Die Zapatisten setzen darauf, dass die PRI fällt und sie mit einer anderen Regierung verhandeln können, aber damit irren sie sich gewaltig, die PRI wird die Macht niemals aufgeben"), sowie über ihre Taktiken und Strategien. Darunter war jene, dass man gegen die Zapatisten oder ihre Sympathisanten losschlagen müsste, um sie zu zwingen, einen Dialog zu führen und Abkommen zu treffen. So verlief dieser gesamte Teil des gescheiterten Dialogs. Als er abgebrochen wurde, trafen sich die Delegierten, der Regierungsminister und Vizeminister in Zedillos Regierungsministerium und beschlossen, diese Strategie von "Prügel und Dialog" bis zur letzten Konsequenz zu führen.

Damals wurde der Grundstein dafür gelegt, was Monate später auf der ganzen Welt als "das Massaker von Acteal" bekannt werden sollte.

Ich werde einige Namen ins Gedächtnis rufen: der damalige Vizeregierungsminister war Arturo Nuñez (heute PRD-Senator), der später einer der sichtbaren Anführer der Mobilisierung gegen den Wahlbetrug von 2006 gewesen ist und heute zur Breiten Progressiven Front gehört.

Die Namen der Regierungsdelegierten von damals: Marco Antonio Bernal, Del Valle und Gustavo Iruegas. Wenn ihr glaubt, der letztere sei ein Namensvetter des Außenministers der "legitimen" Regierung von López Obrador, so irrt ihr euch: Es handelt sich dabei um die gleiche Person.

Ja, aus dem Verrat vom Februar 1995; aus der gewaltsamen Vertreibung und der Zerstörung der wenigen Habseligkeiten der Dorfbewohner von Guadalupe Tepeyac und El Prado in den Bergen des mexikanischen Südostens; aus den Mördern der indigenen Campesinos von Nicolás Ruiz; aus jenen, die stets darauf beharrten, die zapatistischen Anführer zu demütigen und sie wegen ihrer Sprache, ihrem Zeitablauf, ihrer Kultur, ihres Anliegens zu verspotten; aus den intellektuellen und materiellen Autoren des Acteal Massakers, ist der heutige glanzvolle Staatsbeamte der legitimen Regierung hervorgegangen, der auf die Unterstützung der lopezobradoristischen CND zählen kann.
Die Comandantes Tacho, David und Zebedeo können euch viele Geschichte erzählen, die den Rassismus des Señor Iruegas dokumentieren.

Wir wissen nicht, in welchem Moment Menschen wie dieser ihre Position, ihre Überzeugung und ihre Praxis gewechselt haben.
Vielleicht wissen es jene, die ihnen heute nicht nur als "legitime" Regierende folgen und sie respektieren, sondern auch von uns fordern, das gleiche zu tun, unter der Androhung, als "rechtsgerichtet" kritisiert zu werden.

Vielleicht können sie uns sagen, vielleicht können sie uns Beweise dafür liefern, dass sie sich geändert haben und nicht mehr rassistisch, autoritär und kriminell sind.
Vielleicht hat es schon ausgereicht nur zu sagen, sie wären auf ihrer Seite.
Vielleicht hat das und eine anständige Kleidung genügt, um sie zu überzeugen.

Uns nicht.

Aber jetzt ist es so, dass, wenn wir sie davor warnen, sie daran erinnern, es ihnen sagen, wir dann die "Salinisten" sind, die der Rechten in die Hand spielen, die abgelehnt, verleumdet, zum Schweigen gebracht, verfolgt und verachtet werden müssen.

Wir verstehen das nicht. Weshalb werden wir weiterhin angegriffen, die Vertriebenen, die Bedrohten, die Ermordeten, die Eingekerkerten? Aber von uns verlangen sie, nichts zu sagen, wenn es um ihre neuen Anführer geht.

Bei jeder Gelegenheit, hebt Andrés Manuel López Obrador es als einen großen Erfolg hervor, dass seine Bewegung "keine einzige Scheibe eingeworfen hat". Vor einigen Tagen wurde er in einer Radiosendung auf das angesprochen, was wir in unserem letzten Kommunique über die Aggressionen gesagt haben, die unsere Gemeinden erleiden. AMLO antwortete, mehr oder weniger wörtlich, dass er gerade alle Bezirke von Chiapas bereist habe, und nichts davon gesehen hätte. Wir wissen nicht, ob das Fox-Syndrom (keine Zeitungen zu lesen) bereits auch auf den "legitimen" Präsidenten übergegriffen hat, aber ich muss ihm sagen, dass es nicht stimmt, dass er alle Bezirke von Chiapas bereist hat, weil es in unserem Bundesstaat mehr als 40 MAREZ gibt (Zapatistische Autonome Bezirke in Rebellion), in denen er niemals gewesen ist.

Es ist natürlich verständlich, dass er das nicht weiß, da fast nichts darüber in der Presse erscheint, dank der Schließung der Freiräume und weil der Zapatismus außer Mode gekommen ist.

Es könnte auch sein, dass jeder kritische Hinweis oder Rückbesinnung, die ihn in Frage stellen, im voraus als "rechtsgerichtet" eingestuft und aus seinen Presseberichten und seinen Auftritten in der Öffentlichkeit und in den Medien herauseditiert werden.

Wir verstehen ihn. Schließlich kann uns ja auch jemand, der einmal auf unserer Seite stand, wie er das schrieb - mit dem Mut, den der Alkohol verleiht - beschuldigen, "Salinisten" zu sein.

Aber entschuldigt, wenn wir darauf bestehen zu erinnern:

Als in Chiapas Gouverneurswahlen waren, wurde der Zocalo in der Hauptstadt vom Proteststreik gegen den Wahlbetrug besetzt, und mittendrin steckte AMLO. Der PRD Gouverneurskandidat war Juan Sabines, der erst wenige Monate zuvor Bürgermeister von Tuxtla Gutiérrez gewesen war und viele Jahre lang zur PRI gehörte. Vielleicht kann sich noch jemand daran erinnern, das López Obrador den Proteststreik verließ, um Sabines' Kampagne zu unterstützen, und nachdem dieser mit einem kleinen Stimmenvorsprung die Wahl gewonnen hatte, kehrte er zum Zocalo zurück und erklärte frohlockend, dass die Rechte in Chiapas aufgehalten worden sei.

Der Lopezobradorismo schwieg dazu und applaudierte, obwohl sie wussten, dass Juan Sabines aus dem schlimmsten Teil der PRI wiederverwertet wurde, dem Teil nämlich, der sich in Chiapas in eine große porfiristischen Hacienda verwandelt hat und in "Croquetas" Albores Guillén seine repräsentativste Persönlichkeit fand. Damals fiel kein Wort darüber, dass zusammen mit Sabines auch die Clique der Viehbarone wieder an die Macht kam, die vor dem Aufstand Bruno Travens "Rebellion der Gehenkten" zur Realität machten.
Es war egal, dass dies bedeutete, die Partei der Rechten von Chiapas zu ergreifen, man musste applaudieren und dem Führer folgen ... um hinterher das Gedächtnis zu verlieren und ein komplizenhaftes Schweigen zu bewahren.

Als unsere Kritik an AMLOs Projekt losging, gab es in den progressiven Sektoren zuerst Verärgerung, und später Verleumdungen, weil wir uns dem lopezobradoristischen Hofstaat nicht anschließen wollten (in dem sie, "lächle, wir werden gewinnen", die Zukunft Mexikos entscheiden würden). Unsere Position war korrekt: AMLO und die PRD repräsentieren nicht nur die Fortsetzung des wirtschaftlichen, politischen, sozialen und ideologischen Projekts, sondern auch das perfekte Alibi: die Fahne der institutionellen Linken auf dem Dach der Maschine der Ausbeutung, Repression, Plünderung und Diskriminierung, das der Kapitalismus ist. Der Krieg gegen die indigenen Völker in neuen Kleidern.

Wer waren diese zapatistischen Indios und ihr großnasiger Sprecher denn, dass sie es wagten, das vorzeitige Fest der Verteilung von Posten, Botschaften, Konsulate, Beraterstellen und Nachtischgespräche mit den "Regierenden" zu ruinieren?!

Daraufhin sagten und publizierten sie, dass wir der Rechten zu Diensten wären, distanzierten sich von der Unterstützung und Sympathie, die sie für unsere Bewegung gehegt hatten, und in einigen Fällen schafften sie es, dass uns die wenigen öffentlichen Räume versperrt wurden, die für unser Wort offen standen.

Vielleicht wäre es besser eine objektive Meinung zu hören. Ich werde einen Bericht zitieren, den das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas Anfang Septembers dieses Jahres an die Räte der Guten Regierung geschickt hat, über die Lage der Vertriebenen der rechten PAN-Regierung von Felipe Calderón Hinojosa und der linken PRD-Regierung von Juan Sabines:

"6. September 2007:

Die vertriebenen Personen befinden sich derzeit an einem Ort namens Rancho Las Vegas, der früher als Bar-Bordell funktionierte, in der Nähe des Dorfes von La Trinitaria, Chiapas. An diesem Ort gibt es keinen Strom, weder fließendes Wasser noch einen Abfluss. Außerdem dringt während der Regenzeit Wasser durch das Dach und durch die Pforten, die Menschen schlafen seit ihrer Ankunft auf Schaumstoffmatten. Was ihren gesundheitlichen Zustand angeht: Es gibt zwei schwangere Frauen, eine Person ist an Windpocken erkrankt, und zwei weitere Personen leiden unter Hautinfektionen. Aufgrund des Mangels an fließendem Wasser herrscht eine hohe Ansteckungsgefahr.

Bezüglich der Lebensmittelversorgung: diese wurden vom Staat zugeteilt, die schwangeren Frauen haben jedoch angegeben, lediglich Reis erhalten zu haben, den sie nicht zu essen gewohnt sind, das heißt, die zugeteilten Nahrungsmittel entsprechen weder ihrer Kultur noch einer gesunden Ernährung. CARITAS von San Cristóbal hat ihnen neben weiteren Lebensmitteln Bohnen und Mais zur Verfügung gestellt.

Bis zu diesem Augenblick, haben die Regierungsbehörden diesen Menschen noch keinen würdigen Ort für ihre Umsiedlung vorgeschlagen. Die Vertriebenen haben die Beamten der Regierung von Chiapas darum ersucht, in den Bezirk Ocosingo übergestellt zu werden, wo sie Verwandte haben, dies ist aber nicht geschehen. Ebenso wenig hat ihnen der Staat in Ocosingo einen würdigen Ort zum Leben und eine Lebensmittelversorgung zugesagt, da die Vertriebenen zum größten Teil Frauen sind und alle Männer verhaftet wurden.

Die Gemeinden, die gewaltsam geräumt wurden, stehen unter Polizeibewachung, und der Staat hat ihnen gesagt, sie dürften nicht an diese Orte zurückkehren, hat ihnen aber keinen anderen Ort zum Leben vorgeschlagen. Die Absicht des Staates scheint zu sein, dass diese Menschen ermüden und sich zerstreuen, um für sie nicht weiter verantwortlich zu sein.

Die vertriebenen Personen werden von Elementen der staatlichen Behörde für Öffentliche Sicherheit und der Bezirkspolizei von La Trinitaria bewacht. Der Staat hat darauf bestanden, dass sie keine Gefangenen wären, aber in Wirklichkeit dürfen sie das Gebäude nicht verlassen.

Bezüglich der Kommunikation mit den Vertriebenen ist es dank der Anträge verschiedener NGOs möglich gewesen, sie ständig zu besuchen, um die Bedingungen festzustellen, in denen sie leben, obwohl die Polizeielementen anfangs keinen Zugang erlaubten.

Insgesamt handelt es sich um 33 vertriebene Personen: 7 Frauen und 26 Kinder (das kleinste 9 Monate alt).

Sechs verhaftete Personen wurden am 27. August 2007 formell ins Gefängnis eingewiesen, aufgrund von Delikten wie Sachschaden und Umweltzerstörung.

Bezüglich der Verhafteten, die sich im CERESO Nr. 14, El Amate befinden, wissen wir, dass sie sich an einem Ort namens Zentrum für Observation und Klassifizierung befinden, das auch als COC oder "72 Stunden" bekannt ist, und dass ihnen als die einzigen Indígenas, die sich im Augenblick an diesem Ort befinden, nicht gestattet wird, die sanitären Anlagen zu benutzen.

An dem besagten Einsatz waren die folgenden offiziellen Behörden beteiligt:

Auf Staatsebene: Die Staatliche Ermittlungsbehörde, die Generalstaatsanwaltschaft der Selva Region, die Regierungsbehörde, die Präventive Staatspolizei.

Auf Bundesebene: Die Bundesermittlungsbehörde, die Bundesgeneralstaatsanwaltschaft, das Umweltministerium, das CISEN, die Präventive Bundespolizei.

Die 5 Verhafteten wurden gezwungen, ein Papier zu unterzeichnen, in dem sie den Gouverneur um Verzeihung und um sein Erbarmen bitten, um ihre Freilassung zu erhalten".

Ich weiß nicht ob Frayba nach diesem Bericht auch beschuldigt werden wird, "salinistisch" zu sein und "der Rechten in die Hand zu spielen".

Vor 40 Jahren, am 8. September 1967, von der Armee gehetzt und von der angesehenen Linken der Welt attackiert, schrieb der Che: "Eine Tageszeitung kritisiert Che Guevara, diese pathetische und offensichtlich verantwortungslose Figur, und begrüßt die marxistische Haltung der Chilenischen Partei, die der Praxis durch praktische Haltungen begegnet. Wie sehr würde es mir gefallen, an die Macht zu kommen, nur um die Feiglinge und Lakaien aller Sorten zu demaskieren und ihnen ihren eigenen Mist in die Schnauze zu reiben."

Heute, 40 Jahre später, bringen die zapatistischen indigenen Gemeinden durch meine Stimme eine bescheidene Hommage an jenen Mann, der von denen, die behaupteten, auf der gleichen Seite zu stehen, als "pathetisch" und "verantwortungslos" bezeichnet wurde.

Sie haben nichts zurückgelassen, an das man sich mit Respekt erinnert, aber der Che bleibt weiterhin die Inspiration unseres dunkelbraunen Weges.

Ansonsten ist es für uns, die zapatistischen Männer und Frauen, klar: Im kriminellen Kalender von oben, versucht die Uhr der Geschichte die Stunde des Verbrechens gegen unsere eingeborenen Kulturen zu wiederholen.
Es ist an unseren indigenen Völkern, den Kampf weiterzuführen, den andere aus Bequemlichkeit aufgeben.

Anstatt uns durch das Schweigen und die Gleichgültigkeit paralysieren zu lassen, mit der sie uns "strafen", weil wir ihnen nicht in ihrem Abenteuer folgen, in dem die gleichen Leute in neuen Kleidern stehen, beginnen wir ein doppeltes Vorhaben: uns mit den indigenen Völkern dieses Kontinents gegenseitig zu sehen und zu hören; und uns mit jenen zu organisieren, die es vorziehen, am unbequemeren Ort zu sein und zu kämpfen: unten und links.

In einigen Tagen werden sich die eingeborenen Kulturen dieses Kontinents auf dem Stammesgebiet des Yaqui Volkes, in Vicam, Sonora, Mexiko, treffen.

Da dabei nicht über Kandidaturen, Wahlbündnissen oder was im Kalender von oben gerade angesagt ist diskutiert werden wird, wird man sagen, dass es unwichtig sei und keine Auswirkungen nach sich ziehen wird (das heißt, keine Hauptschlagzeilen in den Nachrichten)

Vielleicht.

Aber wir wissen, dass Mutter Erde weiß, dass man hier herausfinden wird, wer kämpfen wird, damit es das Morgen gibt, das sie in ihrem Schoß bewahrt, und wer sich Kleider anfertigen wird, die niemand tragen muss, wenn sie sich dem Zyklopen der Macht stellen, wer schließlich den anderen Kalender einer anderen Geographie erarbeiten wird, in dem wir alle neu benannt sein werden, und Licht und Schatten sich daran erinnern, dass sie beide Teile der Wahrheit sind, die jede Legende bewahrt.

Vielen Dank,

Subcomandante Insurgente Marcos