Comunicado der Comicsión Sexta der EZLN 15. Dezember 2019 An den Congreso Nacional Indígena – Indigener Regierungsrat,
Tanz einen Wal! Die illuminierten Berge. Das Echo des Kinos – nicht das eines Films sondern des Kinos als Comunidad, als Gemeinschaft – lässt sich immer noch hören zwischen den Ocote-Fackeln, dem sehnsüchtigen Blau des Pferdes, Tulan Kaw, der blinkenden Leuchtschrift "Willkommen" und dem herausfordernden Licht des Wortes "ZAPATISTAS" (1). Sie haben versucht, hier wegzukommen – jedoch unerklärlicherweise können Sie es nicht… oder wollen Sie es nicht. In der hier immer kalten Nacht streifen Sie auf der Ebene des Platzes herum, wo Ihnen Stunden zuvor der sich schlängelnde Weg der (Kunst-)Installationen Erinnerungen an dörfliche Jahrmärkte brachte – weit zurück in Kalender und Geographie. Lässt sich die Luft tanzen? Ja, vielleicht fiebern Sie. Vielleicht wegen der Kälte oder diesem unehrerbietigen roten Stern, der oben auf dem Hügel glänzt. In diesem Zustand befinden Sie sich gerade, als das Mädchen und seine Bande auftaucht und Sie umzingelt mit ihrem enthusiastischen Geschrei. "Es wird Tanz geben!", rufen sie und springen umher. Nun gut, das Mädchen, welches La Calamidad, der Pechvogel (3) genannt wird, hebt nur ein wenig die Fersen an – aber ihre Freude ist der der anderen ähnlich. Die Sache mit dem Tanz entzückt jedoch den Pedrito – den Skeptiker der Kinderbande – nicht so sehr; und er lässt wissen: "Immerzu gibt es Tanz; wozu denn die ganze Aufregung..." Defensa Zapatista (4) verpasst ihm als erste pädagogische Maßnahme daraufhin einen Schlag und fährt fort mit: "Ja, es wird Tanz geben – jedoch von einer Wolke herabhängend. Also nicht irgendein Getanze" – und macht dabei die perfekte Bewegung eines Rond de jambe par terre en dehors (5). Der Gato-Perro (6) will da nicht zurückstehen, und schließt sich offensichtlich mit einem Pas de chat (7) an. "Ja, es wird Tanz geben!", wiederholen die anderen Mädchen – jedoch nicht im Chor, denn dafür sind sie doch zu verschieden. Sie haben sich entschieden, Defensa Zapatista, dem Gato-Perro und Calamidad zu folgen. Hinterher zockeln Esperanza Zapatista und ein murrender, weil hungiger Pedrito. Der Tumult, der jetzt ausbricht – Calamidad, die von einer Bank zur nächsten springt, mit einer Behändigkeit jenseits ihrer körperlichen Grenzen; die Milicianas im Versuch, sie einzukreisen und zu überwältigen; der Gato-Perro, der währenddessen die Milicianas beißt; Defensa Zapatista, die versucht, ihn aufzuhalten; Esperanza, die ihr Handy nimmt, um den ganzen Aufruhr zu filmen; Pedrito, der alle daran erinnert, es wäre vielleicht besser, etwas zu essen – scheint nicht im geringsten diejenigen zu stören, die ( weil es an Musik fehlt) von einem Wind hin und her bewegt werden, der nur in ihren Herzen flüstert. Lässt sich ein verwundeter Wal tanzen? "Ah, die Zapatistas, immer ist es so, als ob sie einen anderen Film sähen", denken Sie für sich im Stillen. So als ob die Zaptistas sich – wenn sie von einer anderen Welt sprechen – nicht auf die gegenwärtige beziehen. So als ob sie innerhalb eines Raumschiffs ihren Blick nicht auf die Welt, die zurückbleibt, richten würden – sondern auf eine Welt, die sich an irgendeinem Ort des Universums… oder innerhalb ihrer Imagination verbirgt. Lässt sich der Soundtrack einer neuen Welt imaginieren, der unbeugsam aus den Trümmern einer anderen Welt entsteht – die bereits unmerklich (in ihrem Gebälk) knistert und knirscht? Somit verstehen Sie… oder glauben zu verstehen. Mit "Tanz' dir eine andere Welt" spricht der Zapatismus keine Herausforderung aus – sondern eine Einladung. Unterdessen hat Calamidad – umzingelt im allerletzten Winkel des Auditoriums – den Angriff der Milicianas gestoppt. Sie hören jetzt dem Mädchen aufmerksam zu, wie es ihnen das "Spiel des (hüpfenden) Popcorn" erklärt – dabei "die Geschichte des Popcorn – Version Calamidad" erzählend. Daraufhin spüren Sie eine leicht Erschütterung unter ihren Füßen. Da sind Zweifel. Da ist eine Bestätigung. Ja, es scheint, der Wal streckt sich und macht sich bereit, seinen Weg den Berg hinauf erneut aufzunehmen. So als ob der Tanz – die Kunst, eine andere Welt zu tanzen – seine Verwundungen erträglicher und sein Herz leichter gemacht hätten – um Mut zu fassen, seinem absurden Unternehmen weiterhin zu folgen. Jedoch ist das unmöglich. Oder? -*- Auf Grundlage des Vorherigen lädt die Comisión Sexta des EZLN – alle Männer, Frauen, Andere, Kinder und Alte der Sexta Nacional und Internacional, des Congreso Nacional Indígena (CNI), der Netzwerke des Widerstands und der Rebellion in aller Welt, und auch all diejenigen, die wollen und können – ein zum ERSTEN FESTIVAL DES TANZES TANZ‘ DIR EINE ANDERE WELT! Es wird zum ersten Mal stattfinden in den beiden zapatistischen Caracoles Tulan Kaw und Jacinto Canek, in den Bergen des Südosten Mexikos – vom 16. bis 20. Dezember 2019. Dort wird es Aufführungen des zeitgenössischen, klassischen oder neo-klassischen Tanzes geben; arabischen Tanz; Butoh; Akrobatik; Tanz-Stücke; Zirkus; Performances; Tanz mit Beteiligung (des Publikums); Seil-Tanz; afrikanischer Tanz; dark belly dance hip hop fusion; modern dancing; Hula Hoop und Feuer-Akrobatik. Das alles findet statt im: - Caracol Tulan Kaw am 16. und 17. und 18. Dezember 2019 ab 10 Uhr und im Aus den Bergen des Südosten Mexikos, Der SupGaleano ________________________________________________________________________________
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