Worte der zapatistischen Frauen, die kämpfen, zum Abschluss des Zweiten Internationalen Zusamentreffens der Frauen, die kämpfen
Unsere Vorschläge gegen die Gewalt

29. Dezember 2019

Compañeras und Schwestern!

Wir möchten einige Worte zum Abschluss dieses Zweiten Internationalen Zusammentreffens der Frauen sie kämpfen, sagen.

Wir haben bereits die Worte der Arbeitsgruppen und ihre Vorschläge gehört. Sowie weitere Vorschläge, die gemacht werden.

Für diese und andere Vorschläge die gemacht wurden, die ihr, wenn ihr in euren Geografien sein werdet, überdenkt und in euren Herzen reflektiert, was wir hier in diesen Tagen gesehen und gehört haben, werden wir einen Raum suchen, damit alle, die teilgenommen haben, und vor allem jene, die nicht kommen konnten, diese Vorschläge und Ideen kennen und darüber ihre Meinung und Worte sagen können.

Wir denken, dass es wichtig ist, denn wenn wir uns nicht gegenseitig, als Frauen, die wir sind, anhören, nützt es auch nichts, was wir hier machen, weil es bedeutet, dass wir keine Frauen sind, die für alle Frauen kämpfen, sondern nur für unsere Idee oder unsere Gruppe oder Organisation.

Es erscheint einfach, die Vorschläge zu überdenken und zu reflektieren, aber es dann acuh zu tun fällt schwer, denn selbst dafür muss man sich organisieren.

Also schlagen wir euch diese erste Vereinbarung vor:

1.- Dass wir alle die Vorschläge entsprechend unserer Gedanken über das Thema der Gewalt gegen Frauen machen und kennen. Also Vorschläge, wie wir dieses ernste Problem stoppen, das wir als Frauen, die wir sind, haben.

Seid ihr einverstanden?

Als wir diese Botschaft vorbereitet haben, wussten wir nicht, ob ihr zustimmen werdet oder nicht. Aber wenn wir alle einverstanden sind, haben wir ein Jahr, Schwester und Compañera, um mit dieser Arbeit voranzukommen.

Damit wir uns nicht im nächsten Jahr treffen und mit der Gewalt gegen Frauen fortfahren ohne Ideen oder Vorschläge, wie sie zu stoppen ist.

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Eine andere Sache, die wir euch sagen wollen und die wir als zapatistische Frauen aufmerksam gehört haben, bezieht sich auf die Anklagen, welche in diesen Tagen gemacht wurden.

Es ist kaum zu glauben, Compañera und Schwester, dass, wie sehr sie auch vom Fortschritt sprechen, von der Modernität und der großen Entwicklung, die es in diesen Welten gibt, es nicht mal jemanden mit ein bisschen Menschlichkeit gibt, um sich zu empören über diese Unglücke, Schmerzen und Hoffnungslosigkeiten, die erwähnt wurden, hinzukommend jene, die nicht erwähnt wurden.

Wie ist es möglich, dass eine Frau mit diesem Schmerz, mit diesem Leid, dieser Wut, diesem Zorn, hierher in die Berge des mexikanischen Südostens kommen muss, um das mindeste zu erhalten, was wir uns unter Frauen schulden - eine Umarmung der Unterstützung und des Trostes?!

Vielleicht denkt die Frau, die keine Gewalt erlitten hat, dass das nicht wichtig ist, aber jede, die nur ein bisschen Herz hat, weiß, dass diese Umarmung, dieser Trost, eine Form ist, um zu sagen, zu kommunizieren, zu schreien, dass wir nicht alleine sind.

Und du bist nicht alleine Compañera und Schwester!

Aber das reicht nicht.

Es ist nicht nur Trost, was wir brauchen und verdienen.

Wir brauchen und verdienen Wahrheit und Gerechtigkeit.
Wir brauchen und verdienen Leben.
Wir brauchen und verdienen Freiheit.

Und dieses so Wichtige können wir vielleicht erobern, wenn wir uns unterstützen, uns beschützen und uns verteidigen.

Dies ist die Botschaft, die uns die Insurgentas und Milicianas [Anmk.: Aufständische und Milizinnen] gaben:
Auf den Ruf der Frau, die Hilfe sucht, antworten. Ihr helfen.
Sie beschützen. Und sie verteidigen, mit dem, was wir haben.

Also bitten wir, dass die Insurgentas und Milicianas ihre Botschaft wiederholen.

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(Die Milicianas und Insurgentas machen ihre Übung)

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Danke an unsere Compañeras Insurgentas und Milicianas, die uns behüteten, beschützten und verteidigten in diesen Tagen des Zusammentreffens!

Nun schlagen wir euch diese zweite Vereinbarung vor:

2.- Wenn eine Frau in irgendeinem Teil der Welt, irgendeines Alters, welcher Hautfarbe auch immer, um Hilfe bittet, weil sie gewaltsam angegriffen wird, antworten wir auf ihren Ruf und suchen die Art und Weise, ihr zu helfen, sie zu beschützen und zu verteidigen.

Seid ihr einverstanden?

Als wir diese Botschaft geschrieben haben, kannten wir eure Antwort nicht, aber wir folgen ihr.

Schwester und Compañera, um uns zu verteidigen, zu beschützen und zu unterstützen müssen wir organisiert sein, das wissen wir. Und wir wissen auch, dass jede ihre Art hat, sich zu organisieren.

Aber wenn jede Organisation oder Gruppe oder Kollektiv von Frauen, die kämpfen, sich nur auf der eigenen Seite bewegt, ist es nicht das Gleiche, wie wenn man sich in Einverständnis und Koordination mit anderen Gruppen, Kollektiven und Organisationen bewegt.

Und für diese Vereinbarungen und Koordination müssen wir kommunizieren, uns gegenseitig unterrichten, gegenseitig erzählen, uns untereinander abstimmen.

Also schlagen wir euch unsere dritte Vereinbarung vor:

3.- Dass alle Gruppen, Kollektive und Organisation von Frauen, die kämpfen, die sich für gemeinsame Aktionen koordinieren möchten, Formen der Kommunikation austauschen, sei es per Telefon oder Internet oder wie auch immer.

Seid ihr einverstanden?

Nun gut, wir haben eure Antwort bereits gehört.

Eine letzte Sache, bevor dieses Zweite Internationale Zusammentreffen der Frauen die kämpfen beendet und beschlossen wird: Es handelt sich um den Kalender.

Wir wissen, dass der Tag, die Woche, der Monat oder das Jahr keine Rolle spielt, wenn irgendwo auf der Welt eine Frau Angst hat, angegriffen wird, verschwundengemacht oder ermordet wird. Wir sagten bereits, dass es für Frauen, die kämpfen, keine Ruhe gibt.

Deshalb wollen wir einen Vorschlag für eine gemeinsame Aktion unterbreiten, durch jene, die uns hier hören oder uns lesen oder uns anschauen.

Es kann an jedem beliebigen Tag des Jahres sein, denn wir wissen, wie das patriarchale System funktioniert, das niemals ruht, um uns Gewalt anzutun.

Aber wir schlagen vor, dass diese gemeinsame Aktion der Frauen, die auf der ganzen Welt kämpfen, am kommenden 8. März 2020 sein wird.

Wir schlagen vor, dass an diesem Tag jede Organisation, Gruppe oder Kollektiv, macht, was als am besten erachtet wird. Und dass wir alle die Farbe tragen, die uns identifiziert, gemäß des Denkens und Art und Weise von jeder.

Aber, dass alle eine schwarze Schleife als Zeichen des Schmerzes und Leids aller verschwunden-gelassener und ermordeter Frauen der Welt tragen werden.

Um ihnen so zu sagen, in allen Sprachen, allen Geografien und allen Kalendern:

Dass sie nicht alleine sind.
Dass sie uns fehlen.
Dass wir sie vermissen.
Dass wir sie nicht vergessen.
Dass wir sie brauchen.

Weil wir Frauen sind, die kämpfen.
Und wir uns nicht verkaufen, nicht nachgeben und nicht aufgeben.

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Das ist unser Wort, Schwester und Compañera.
Wir bitten dich darum, dass du gut auf dich aufpasst auf deiner Rückreise zu deiner Geografie! Wir wünschen dir, dass du gut ankommst!

Wir ermahnen dich, dass du nicht vergisst, was dieses Zusammentreffen war.
Und dass du dich immer daran erinnerst, dass du hier, in den Bergen des mexikanischen Südostens, uns hast, die Frauen, die wir Zapatistas sind, und die wie du Frauen sind, die kämpfen.

Nun, im Namen der zapatistischen Frauen jeden Alters, am 29. Dezember 2019, hier in den Bergen des mexikanischen Südostens, erkläre ich dieses Zweite Internationale Zusammentreffen der Frauen, die kämpfen, für abgeschlossen.


Aus dem Sämling "Spuren des Schreitens der Kommandantin Ramona", Caracol "Wirbelwind unserer Worte", den zapatistischen Bergen in Widerstand und Rebellion,

Kommandantin Yesica


Übersetzung: Nadine