Worte im Namen der zapatistischen Frauen zur Eröffnung des Ersten Internationalen,
Politischen, Künstlerischen, Sportlichen und Kulturellen Treffens der Frauen, die kämpfen 8. März 2018 Wir haben bis zum heutigen Tag gewartet, um an Eloisa zu erinnern, damit unsere Umarmung noch größer ist und weiter reicht, bis zur anderen Seite Mexikos. Und diese Umarmung und dieser Gruß sind groß, weil sie von allen Zapatistinnen und Zapatisten kommt, an diesem 8. März, für diese Frau, die gekämpft hat und uns heute fehlt: Eloisa Vega Catro. Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie. Schwestern und Compañeras, die uns besuchen: Unsere Aufgabe wird es sein, diesen Ort zu hüten, damit nur Frauen anwesend sind und nicht
zulassen, dass sich ein Mann einmischt. Denn wir wissen, dass sie verschlagen sind. Ihr könnt hingehen, wohin ihr wollt. Ihr könnt so oft hinausgehen und hereinkommen, wie ihr wollt, ihr braucht nur das Namensschild. Aber die Männer können nicht hereinkommen, solange, bis unser Treffen beendet ist. Es gibt auch Compañeras Gesundheitspromotorinnen und einige Ärztinnen. Wenn also jemand krank wird oder sich schlecht fühlt, genügt es, irgendeiner von uns Bescheid zu sagen, und rasch geben wir Bescheid, damit sich die Promotorinnen kümmern und euch wenn nötig eine Doktorin untersucht, und wenn es nötig ist, haben wir einen Krankenwagen bereit, um in ein Krankenhaus zu fahren. Es gibt auch Koordinationscompañeras, Tontechnikerinnen, Elektrikerinnen, wenn der Strom ausfällt, Compañeras für Hygiene wie den Müll oder die Toiletten, und damit diese Compañeras auch am Treffen teilhaben können, bitten wir euch, auf den Abfall, die Hygiene und die Toiletten zu achten. Heute sind wir viele, aber als wären wir eine einzige, um euch zu empfangen und damit es euch so gut wie möglich angesichts unserer Bedingungen geht. Schwestern und Compañeras: Für uns zapatistische Frauen ist es eine große Ehre hier mit euch zu sein und wir danken euch, da Ihr uns einen Raum gebt, um mit euch unsere Worte des Kampfes, als zapatistische Frauen, die wir sind, zu teilen. Da ich im Namen meiner Compañeras spreche, werden meine Worte verwirrend sein, weil wir unterschiedlichen Alters sind, unterschiedliche Sprachen sprechen und unterschiedliche Geschichten haben. Denn ich selbst arbeitete vor der Erhebung als Hausangestellte in der Stadt, dann wuchs ich im
zapatistischen Widerstand und der Rebellion unserer Großmütter, Mütter und großen Schwestern
auf. Und all das aufgrund fehlender Gesundheitsfürsorge, guter Ernährung, guter Bildung. Aber wir starben auch, weil wir Frauen sind, und wir starben mehr. Es gab keine Krankenhäuser, und wo es welche gab, waren sie weit weg. Und die Ärzte der schlechten Regierung haben uns nicht behandelt, weil wir kein Spanisch sprechen und weil wir kein Geld haben. In dem Haus, wo ich als Angestellte arbeitete, erhielt ich keinen Lohn, ich sprach kein Spanisch und konnte nichts lernen, ich lernte gerade mal, ein bisschen zu sprechen. Später erfuhr ich, dass es eine Organisation gab, die kämpfte, und begann, als Unterstützungsbasis teilzunehmen und ging nachts hinaus um zu lernen und kehrte erst im Morgengrauen zurück, denn zu dieser Zeit wusste niemand vom Kampf, den wir führten, weil alles klandestin war. In dieser Zeit nahm ich an kollektiven Arbeiten, wie Kunsthandwerk, Bohnensaat, Feldarbeit oder
Viehzucht mit anderen zapatistischen Frauen teil. Aber ich wurde auch nach dem Beginn des Krieges geboren und wuchs auf. Ich wurde mit den Militärpatrouillen, die unsere Gemeinden und Straßen umzingelten, geboren und wuchs damit auf zu hören, wie die Soldaten Schweinereien zu den Frauen sagten, einfach, weil sie bewaffnete Männer und wir Frauen sind. Aber im Kollektiv hatten wir keine Angst, sondern wir entschieden zu kämpfen und uns als zapatistische Frauen, die wir sind, kollektiv zu helfen. So lernten wir, dass wir uns verteidigen und anführen können. Und ja, sie gehorchten uns, weil es keine Rolle spielt, ob du Mann oder Frau bist, sondern ob du bereit bist zu kämpfen, ohne dich aufzugeben, ohne dich zu verkaufen, ohne nachzugeben. Und obwohl wir keine Schulbildung hatten, hatten wir viel Zorn, viel Wut, wegen all der Schweinereien, die sie uns antun. Denn ich habe die Verachtung, die Demütigung, den Spott, die Gewalt, die Schläge, die Tode erlebt,
aufgrund der Tatsache, Frau zu sein, Indígena zu sein, arm zu sein, und nun Zapatista zu sein. Aber ich wuchs auch im Widerstand auf und sah meine Compañeras Schulen, Kliniken, kollektive Arbeiten und autonome Regierung errichten. Und ich sah öffentliche Feste, bei denen wir alle wussten, dass wir Zapatistas sind und wir wussten, dass wir zusammen waren. Und ich sah, dass die Rebellion, dass der Widerstand, dass der Kampf, auch ein Fest sind, obwohl es manchmal keine Musik gibt, keinen Tanz und nur einen Haufen Arbeit der Vorbereitung, des Widerstandes. Ich ich sah, dass wir dort, wo ich vorher nur sterben konnte, weil ich Indígena bin, weil ich arm bin, weil ich Frau bin, kollektiv einen anderen Weg des Lebens erschufen: die Freiheit, unsere Freiheit. Und ich sah, dass wir dort, wo wir vorher nur das Haus und das Land hatten, nun Schulen haben,
Kliniken, kollektive Arbeiten, wo wir als Frauen Apparate bedienen und den Kampf anführen. Obwohl mit Fehlern, machen wir Fortschritte darin, ohne, dass uns jemand sagt, wie wir es tun Und ich sehe nun, dass wir vorangekommen sind, auch wenn es nur ein bisschen ist, aber immer ein Stückchen. Und glaubt nicht, dass es einfach war. Es hat viel gekostet und ist nach wie vor schwierig. Und manchmal, man muss es sagen, sind es wir Frauen selbst, die wir uns beleidigen und schlecht übereinander sprechen, das heißt, dass wir uns nicht respektieren. Denn nicht nur die Männer, auch Frauen aus der Stadt sind es, die uns verachten, weil wir nichts vom Kampf der Frauen wissen, weil wir keine Bücher gelesen haben, in denen die Feministinnen erklären, wie es sein sollte und viele Dinge, die sie sagen und kritisieren, ohne zu wissen, wie unser Kampf ist. Denn es ist eine Sache, Frau zu sein, eine andere Sache ist es, arm zu sein, und eine ganz andere Sache, Indígena zu sein. Und die indigenen Frauen, die mich hören, wissen das sehr gut. Und eine ganz andere Sache ist es, und noch schwieriger, eine zapatistische indigene Frau zu sein. Und wir wissen, dass uns noch viel fehlt, aber da wir zapatistische Frauen sind, geben wir uns nicht auf, verkaufen wir uns nicht und ändern unseren Weg des Kampfes nicht, dass heißt, wir geben nicht nach. Und wie viel es ist, was wir tun können, könnt ihr hier bei diesem Treffen sehen, denn wir haben es
unter uns zapatistischen Frauen organisiert. Seit mehreren Monaten, als der Nationale Indígena Kongress und der Indigene Regierungsrat sagten, dass wir als Frauen sagen werden, dass wir keine Angst haben, oder dass wir sie haben, aber sie kontrollieren, begannen wir kollektiv darüber nachzudenken, dass wir auch etwas tun müssen. So wurde in allen Zonen, in den großen und kleinen Kollektiven der Frauen, damit begonnen zu diskutieren, was wir als zapatistische Frauen, die wir sind, machen. Und während des CompArte im vergangenem Jahr entstand die Idee, dass nur zapatistische Frauen
sprechen und den Indigenen Regierungsrat ehren werden. Und so haben wir es gemacht, da nur wir
Frauen unsere Compañeras des Indigenen Regierungsrates und die Sprecherin Marichuy, die hier Aber nicht nur, auch in den Kollektiven überlegten und diskutierten wir, dass wir mehr tun müssen,
denn wir sehen, dass etwas passiert. Also dachten wir darüber nach, dieses Treffen zu machen und alle Frauen, die kämpfen, einzuladen. Ich werde euch sagen, warum wir uns das überlegten: Gut, wir haben wenig Schulbildung, einige sprechen gerade mal ein bisschen Spanisch. Und wir wissen, dass es zum Beispiel die Okotefichte oder Pinie gibt, Mahagoni, Zeder, Bayalté,
dass es viele Arten von Bäumen gibt. Gut, hier sind wir wie ein Wald oder ein Berg. Es gibt auch Frauen, die kämpfen und die nicht hier sind, aber auch an sie denken wir, auch wenn
wir sie nicht sehen. Aber wir zapatistischen Frauen sehen noch etwas anderes, was passiert. Also sagten wir euch, dass wir euch einladen, um uns zu unterhalten, uns zu hören, uns zu sehen,
um uns zu feiern. Was zählt ist, dass wir Frauen sind und dass wir Frauen sind, die kämpfen, dass heißt, dass wir uns nicht mit dem zufrieden geben, was passiert, und jede, entsprechend ihrer Art, ihrer Zeit, ihrem Ort, kämpft bzw. rebelliert, wütend wird und etwas tut. Also sagen wir euch, Schwestern und Compañeras, dass wir uns aussuchen können, was wir in
diesem Treffen machen werden. Wie auch immer wird es keine Männer geben, die sagen, wer gewinnt und wer verliert. Außer uns. Oder wir können uns mit Respekt anhören und sprechen, als Frauen des Kampfes, die wir sind, wir können uns Tanz, Musik, Kino, Video, Gemälde, Poesie, Theater, Skulpturen, Vergnügen, Wissen schenken und so unsere Kämpfe nähren, die jede dort hat, wo sie ist. Wir können also wählen, Schwestern und Compañeras. Hier spielt das Alter keine Rolle, ob man verheiratet oder Single ist, Witwe oder Geschiedene, ob
man aus der Stadt oder vom Land kommt, ob man Parteianhängerin ist, ob man Lesbin ist, asexuell
oder transgender, oder wie sich jede selbst bezeichnet, ob man studiert hat oder nicht, ob man Alle sind willkommen und als zapatistische Frauen werden wir euch hören, sehen und wir werden
respektvoll mit euch sprechen. Wir werden einen speziellen Tisch aufstellen, um eure Kritiken entgegenzunehmen, dort könnt ihr
mitteilen, was ihr seht, was wir schlecht gemacht haben oder schlecht machen. Wir werden die Schuld für die Fehler, die unsere sind, nicht den Männern oder dem System geben. Im Gegenteil ist es die Arbeit des patriarchalen kapitalistischen Systems, uns unterdrückt zu halten. Wir werden euch mit Respekt anschauen und anhören, Compañeras und Schwestern. Wir haben hier zapatistische Compañeras verschiedener ursprünglicher Sprachen. Ihr werdet die
kollektiven Worte der Frauen aus jeder Zone hören. Also sagen wir dir, Schwester und Compañera, dass wir dich nicht bitten zu kommen, um für uns zu kämpfen, genauso wenig werden wir gehen, um für euch zu kämpfen. Jede kennt ihren Kurs, ihre Art und ihre Zeit. Das einzige, um was wir euch bitten ist, dass ihr weiterhin kämpft, dass ihr euch nicht aufgebt, dass iIhr euch nicht verkauft, dass ihr nicht aufhört, Frauen zu sein, die kämpfen. Und um abzuschließen, bitten wir euch um etwas spezielles in diesen Tagen, an denen ihr bei uns
sein werdet. Wir wollen älter werden und sagen können, dass wir viele Jahre alt sind und, dass jedes Jahr ein Jahr des Kampfes war. Aber dafür müssen wir am Leben sein. Wir müssen für das Leben kämpfen. Vielleicht, wenn das Treffen schon vorbei ist, wenn ihr in eure Welten, eure Zeiten, eure Formen zurückkehrt, fragt euch jemand, ob eine Vereinbarung beschlossen wurde. Weil es viele unterschiedliche Gedanken waren, die auf diese zapatistische Ländereien kamen. Vielleicht antwortet Ihr dann "nein".
Oder vielleicht antwortet ihr "ja", dass Vereinbarungen gemacht wurden. Das ist unser Wort. Danke, dass ihr uns angehört habt! ES LEBEN ALLE FRAUEN DER WELT! Aus den Bergen des mexikanischen Südostens, die zapatistischen Frauen |