Kommunique des Nationalen Indigenen Kongresses und des Indigenen Regierungsrates anlässlich des 25. Jahrestages der bewaffneten Erhebung der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung
Wir grüßen unsere zapatistischen Brüder und Schwestern

4. Jänner 2019

An die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung
An die Unterstützer-Netzwerke des CIG
An die Netzwerke im Widerstand und Rebellion
An das mexikanische Volk
An alle Völker auf der Welt
An die Kommunikationsmedien

Die Völker, Nationen und Tribus, die wir den Nationalen Indigenen Kongress und den indigenen Regierungsrat bilden, begrüßen voller Stolz die 25-Jahr-Feier der bewaffneten Erhebung der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung. Seit dem 1. Jänner 1994 hat unsere Stimme aufgehört, um Almosen zu bitten, statt dessen fordern wir Gerechtigkeit und an diesem Tag begannen wir, unser Recht auszuüben und uns darin wiederzuerkennen, nicht nur in Chiapas, sondern in allen indigenen Gegenden dieses Landes.

An diesem Tag begann das Schreiben eines neuen Kapitels in unserem kollektiven Leben. Mit hocherhobener Stirn schreiten wir voran, wir sammeln die Schritte unserer Vorfahren und säen jene der zukünftigen Generationen, immer mit der Überzeugung dass wir immer Völker, Nationen und Tribus sein werden.

Durch den Krieg, der gegen uns geführt wird, haben wir uns in den zapatistischen indigenen Comunidades reflektiert gesehen, mit dem Wissen, dass von draußen nur Bedrohungen gegen uns kommen und alles dient nur dazu, dass einige wenige immer reicher werden. Uns bieten sie an, dass wir auswandern sollen, unser Land verlassen sollen, sie bieten uns die Trauer um unsere Toten an, Tote durch Gewalt, durch Verschmutzung, durch Verfolgung, Gefängnis, sie bieten uns Angst und Resignation an.

Wir Völker, die den CNI bilden, wissen, wie die schlechten Regierungen funktionieren, im Namen derer, die viel haben und noch mehr, nämlich alles wollen. Wir haben uns gegen die Angriffe von Schockgruppen, Paramilitärs widersetzt, jetzt sind es die Narco-Paramilitärs, welche die schlechte Regierung als interne Zerstrittenheit maskiert, um behaupten zu können, dass die einen für und die anderen gegen die Auslieferung der Erde und der Naturvorkommen an die Eigentümer des Geldes seien. Wir kennen die Formen, welche die sogenannten indigenistischen Institutionen der schlechten Regierung anwenden, um unsere Menschen zu täuschen, um uns zu entzweien, was unsere Compañeros und Compañeras, welche sich für Würde, Widerstand und Rebellion entscheiden, das Leben kostet.

Das INPI und seine sogenannte indigenistische Politik ist nichts anderes als die Verstärkung dieses Angriffes gegen das Leben, womit sie versuchen, den Kampf der Originalvölker um Autonomie zu verwässern. Diese Originalvölker bremsen mit ihrem Kampf die Zerstörung, welche von oben aufoktroyiert wird. Der CNI und unsere Compañeros des Indigenen Regierungsrates glauben nicht, was der Vorarbeiter des Kapitalismus, der behauptet, Mexiko zu regieren, sagt, und wir akzeptieren keine falsche Volksbefragung wie jene, mit denen sie den Raub der indigenen und landwirtschaftlichen Territorien, unsere Ausrottung und die Verschärfung des Krieges gegen uns rechtfertigen wollen. Wir werden nicht akzeptieren, dass wir vernichtet werden, auch wenn sie Tausende oder Millionen von Stimmen daherbringen, welche — laut ihrer Behauptung — es so entschieden hätten.

Mit uns schreiten die tiefgründigen, wahrhaftigen und unveräußerlichen Schritte, welche wir Originalvölker getan haben, in Resonanz mit dem Schreiten der EZLN und den indigenen zapatistischen Comunidades. Wir sind Kommunikationsmedien, Genossenschaften, Wächter unserer Gemeinschaften, wir gingen in die Volksschule oder Hauptschule oder haben Matura, wir sind uralte Sprachen und Kosmovisionen, wir setzen auf eine Zukunft, welche jene, die an der Macht sind sich nicht einmal vorstellen können, wir sind jene, welche überall mit Zerstörung konfrontiert werden, welche sie hochgelobt haben, so als ob es sich um "demokratische" Wohltaten handeln würde.

Gleichzeitig mit der Verstärkung des kapitalistischen Krieges werden wir unseren Widerstand und unsere Rebellion verstärken. Die Bergbauunternehmen, mit denen sie ihren Pakt geschlossen haben, die Megaprojekte im Isthmus von Tehuantepec, das amoralische Projekt des Maya-Zuges, die Zerstörung und Privatisierung um industrielle Waldplantagen im lakandonischen Regenwald anzulegen und die Veräußerung des Territoriums an das große Kapital, in den sogenannten Spezial-Wirtschaftszonen werden sich der wahren Kraft, nämlich der Macht von unten gegenübersehen. Jene, die nicht aufgibt, sich nicht verkauft und nicht kapituliert, denn würden wir das tun, würde das unseren Tod als Volk bedeuten.

Voller Respekt grüßen wir und senden eine kollektive und brüderliche Umarmung an das Geheime Revolutionäre Indigene Kommitte — Generalkommandantur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung, an die Tausende von Milizsoldatinnen und —soldaten und an die Unterstützungsbasisgemeinden. Wir warnen die schlechte Regierung, dass jedwede Aggression gegen sie auch eine Aggression gegen CNI-CIG darstellt, weshalb wir die Unterstützungsnetzwerke im ganzen Land und die Netzwerke des Widerstandes und der Rebellion in Mexiko und auf der ganzen Welt aufrufen, aufzupassen und sich zu organisieren, um vereint zu handeln und eine Welt zu schaffen, in der wir alle, Männer und Frauen, leben können.

Für die vollständige Wiederherstellung unseres Volkes!
Nie wieder ein Mexiko ohne uns!

Mit besten Grüßen,

Koordinations- und Nachbearbeitungs-Kommission
des CNI - Indigener Regierungsrat

übersetzt von: Christine, RedmycZ