Hola compañeras y compañeros!

Ich dachte mir, es ist Zeit für ein paar Rauchzeichen aus México D.F., um euch ein bißchen am Laufenden zu halten, was sich in der Kooperative Smaliyel alles so tut ...
Herzstück des Projekts ist meiner Ansicht nach im Moment das 4-stöckige Gebäude der Kooperative, wo sich das Internetcafé, ein kleines Anwaltsbüro, ein Versammlungsraum, zwei Wohnungen, die "Bäckerei" der Frauengruppe und das Matratzenlager für die Gäste befinden - und das Ganze mitten im Zentrum, 20 Minuten von der Altstadt entfernt.
Einige von Euch haben ja das Gebäude letztes Jahr kennengelernt und mitgeholfen, die cafetería herzurichten: mittlerweile gibt es dort 7 Computer, außerdem zum Verkauf jede Menge Bücher (zu Themen wie Zapatismus, indigene Völker, Plan Puebla Panamá, Neoliberalismus, Globalisierung, Kooperativen etcetc...), das Kunsthandwerk der Frauenkooperative, CDs, Poster, Postkarten, Bilder, Fotografien und natürlich der Kaffee und Honig der Kooperative.
Das Café läuft wirklich gut, vor allem am späten Nachmittag und Abend füllt es sich mit einem gemischten Publikum, angefangen von Internet-suchenden Touristen, über Studenten, Büroangestellten, Schülern, ältere Menschen, SymphatisantInnen der "causa" und "ganz normalen" Menschen.
In der Cafetería arbeiten im Moment fünf Mitglieder der Kooperative, von denen drei in der Woche ein kleines Gehalt von 40 Euro bezahlt kriegen. Allerdings sind oft Freiwillige hinter der Theke, die aushelfen.
Verkauft werden in der Cafetería fast ausschließlich Produkte der Kooperative, auf der Speisekarte stehen verschiedene Arten von Café, Tee, kleinen Snacks, außerdem "galletas estilo Viena" (Linzeraugen), "Strudel de manzana" (Apfelstrudel) und andere Kuchen, die die Frauengruppe herstellt. An kalten Getränken werden ausschließlich Fruchtsäfte der mexikanischen Kooperative "Boing" verkauft.

Genützt wird die Cafetería auch am Sonntag, dem Ruhetag, für Feste oder etwas größere interne Veranstaltungen.
Kürzlich gab es eine öffentliche Video-Diskussionsveranstaltung über den Marsch der Zapatisten am 1. Jänner dieses Jahres nach San Cristobal- Veranstaltungen dieser Art, sowie kulturelle Events sind für die nächste Zeit geplant.
Besonders aktiv ist auch die Frauengruppe, sie finanziert sich ausschließlich vom Kuchen- und Kekseverkauf in der Cafetería und an drei Verkaufständen an der Unversidad Autónoma Na-cional de México, sowie mit dem Verkauf von selbstbedruckten T-Shirts. Mittlerweile läuft die Bäckerei so gut, daß zwei Frauen der Gruppe ein Gehalt (ebenfalls 40 Euro/Woche) gezahlt werden kann. Als nächstes ist die Herstellung von Kräuter- und Früchtetees geplant.

Seit längerem besteht Kontakt der Kooperative zu der Organisation "MAIZ"- einer indigenen zapatistischen Imigrantengruppe von ca.40 Familien, die in Mexiko-Stadt Land besetzt haben. In Zusammenarbeit mit der Frauengruppe der Kooperative und den Frauen von MAIZ soll nun auch in Mexiko-Stadt eine Textil-Kooperative aufgebaut werden.
In der letzten Arbeitsbrigade im Dezember 2002 nach Francisco Gómez, an der 80 Leute teilnahmen, wurde die neue Produktion von Textilhandwerk der dortigen Frauenkooperative mit nach Mexiko-Stadt genommen.
Die Qualität der Produktion verbessert sich von Mal zu Mal, trotzdem ist der Verkauf aufgrund der billigen Konkurrenz nicht leicht. Der Gewinn des Handwerks wird zur Hälfte in Material und zur Hälfte bar nach Chiapas zurückgeschickt.
Im Moment sind die Frauen (im Moment sind es ca. 15) am Vorbereiten eines Events für den 8. März, Frauentag: die frauenspezifische Bildungsarbeit gehört ja mit zum Zielkatalog der Frauengruppe.
Außerdem findet alle 14 Tage ein interner "Studienzirkel" statt - im Moment werden gerade die 11 Forderungen der Zapatisten behandelt.

Die Gesundheitsgruppe hat im Moment ein Alternativ-Medizin-Projekt laufen: jeden Sonntag treffen sich interessierte Leute der Kooperative, um über die Herstellung von pflanzlichen Heilmitteln zu lernen und diese auch selbst anzufertigen. Auch ein Schnellkurs über Akupressur wurde bereits gehalten.
Außerdem gab es einen einwöchigen Erste-Hilfe-Kurs für alle MitarbeiterInnen der Kooperative.
Nach wie vor sammelt die Gesundheitsgruppe Medikamente, die bei den Arbeitsbrigaden nach Chiapas transportiert werden.
Geplant ist in näherer Zukunft ein "consultorio popular", eine ärztliche Praxis für Menschen mit geringem Einkommen in Mexiko City - die ärztliche Versorgung ist in Mexiko äußerst prekär, außer man kann sich Privatmedizin leisten.

Letzte Woche startete die Bildungsgruppe der Kooperative erneut nach Chiapas, um dort einen einwöchigen Kurs für die Lehrer der Dorfgemeinschaften abzuhalten. Im Moment zählt die Gruppe mit ca.7 Mitgliedern, die ca. alle zwei Monate Kurse für die Dorfgemeinschaften abhalten und die Gemeinden mit gesammelten Schulmaterialien versorgen.

Seit einem Jahr wird der Kooperative ca. 2 ha Land von einer Symphatisantin zur Verfügung gestellt. Vor einem ½ Jahr wurde das erste Mal Mais geerntet, dieser wurde teils für die Selbstver-sorgung der Kooperative verwendet, teils verkauft
In den nächsten Wochen soll außerdem Gemüse angebaut werden. Auf längere Sicht ist auch Kleintierzucht geplant.

Besonders bereichernd finde ich auch den regen Austausch mit Personen und Gruppen aus anderen Ländern. Letztes Jahr im Sommer startete das "Austauschprojekt" mit dem Besuch mehrerer Mitglieder der Gruppe NosOtr@s (Smaliyel-Austria) und seither kommen in regelmäßigem Abstand Leute auf Besuch, die sich entweder eine Zeitlang in die Arbeiten der Kooperative in der Stadt integrieren und / oder als Friedensbeobachter auf der Durchreise nach Chiapas sind und für ein, zwei Tage eine "Herberge" suchen. Letzten Monat z.B. wohnte und arbeitete Eva von Libertad Weiz hier mit uns, auch die Gruppe "Chispa" aus Wien war eine Woche hier.

Im letzten halben Jahr besuchten uns ca. 15 Leute aus Österreich, Deutschland, Spanien, USA, Italien und Südtirol - bei der letzten Arbeitsbrigade nahmen 30 "Chicanos" aus Los Angeles teil, die jetzt auch eine Solidaritätsgruppe mit der Kooperative gebildet haben.

Und ... das alles ist auch durch eure Mitarbeit und durch euer Engagement zustande gekommen, dafür ein GRACIAS aus ganzem Herzen!
Es ist schön zu wissen, daß uns die Vision einer freien, gerechten und menschenwürdigen Welt vereint: "Wenn wir zusammen gehen, geht mit uns ein neuer Tag...."

Liebe Grüße!